Ich habe mich nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Aber sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund. (Lk 7,7)

Jesus hat das Wort

Die Heilungsgeschichte aus der Quelle Q endet mit gesundem Diener, heidnischem Hauptmann als Glaubensvorbild und einem Jesus, der sich verblüffen lässt.

Jesus lobte den Mann, der diese Worte sprach, einen Hauptmann in Kafarnaum. Dieses Städtchen am See war ein vertrauter Ort für Jesus, von hier aus wirkte er drei Jahre lang als Wanderprediger. Entgegen vielen Auslegungen handelte es sich beim Hauptmann, der Jesus um Heilung bat, nicht um einen römischen Zenturio. Galiläa war damals nicht unter römischer Besatzung. Herodes Antipas, der von 4 vor unserer Zeitrechnung bis 39 danach herrschte, wusste schlau die Interessen Roms mit seinen eigenen zu verbinden. Er stammte aus der heimischen jüdischen Oberschicht und führte ein sogenanntes Klientelkönigtum unter römischer Aufsicht. Rom hatte weder Interesse noch Gründe, an diesem politisch stabilen System etwas zu ändern.

Der Hauptmann von Kafarnaum war ein nicht-jüdischer militärischer Führer der fürstlichen Verwaltung. Die Region am See war seit Jahrhunderten multikulturell, Durchgang für Handelskarawanen zwischen Syrien und der Mittelmeerküste. Erst rund 100 v. Chr. hatte eine Neubesiedelung Galiläas mit einer jüdisch-jerusalemisch geprägten Bevölkerung aus dem südlichen Judäa eingesetzt. Natürlich wohnten in dieser kosmopolitischen Region auch Menschen anderer Natio­nalität und Religion. Jesus war vertraut damit und wich ihnen nicht aus.

Dieser Hauptmann also bat Jesus, sei­nen kranken Knecht zu heilen. Auf die Fra­ge Jesu, ob er zu ihm kommen sollte, liess er ihm obige Antwort ausrichten. Er begründete seine Überzeugung in die Wirk­kräfte Jesu damit, er stehe selbst un­ter Kommandogewalt und übe solche auch an seinen Soldaten und Sklaven. Ebenso solle Jesus nun dieses «eine Wort» zur Heilung sprechen. Jesus hätte entrüstet reagieren können: Ausgerechnet mit militärischer Befehlsvollmacht könne seine Heilkraft doch nicht verglichen werden. Das Heilwerden sei ein um­fassendes Ganzwerden, kein blosser Platz­verweis an irgendwelche dämonischen Krankmacher. Aber stattdessen lob­te er den Hauptmann: «In Israel habe ich solchen Glauben nicht gefunden.» Je­sus stieg ein auf einen Vergleich, der ihm, dem Friedliebenden, selber gewiss nicht eingefallen wäre, der ihm aber offensichtlich einleuchtete.

Die einzige Heilungsgeschichte, die uns die Logienquelle Q tradiert, endet mit einem gesunden Diener, einem heidnischen Hauptmann, der als Glaubensvorbild dient, und einem Jesus, der sich verblüffen lässt.

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