Wehe euch, den Pharisäern, denn ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel ...

Jesus hat das Wort

Der wunde Punkt bei den Pharisäern lag für Jesus darin, was sie vernachlässigten: die Fürsorge und das Zwischenmenschliche.

Wehe euch, den Pharisäern, denn ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel, und ihr übergeht das Recht und die Barmherzigkeit und die Treue! (Lk, 11,42)

Jesus verband viel mit der Gruppe der Pharisäer, er fragte wie sie nach einem möglichen «Weg zu Gott». Wie gelangte man in seine Gegenwart, wurde von ihm erfüllt und verwandelt? Ihre Antwort lautete: Indem man die alten Gesetzesweisungen minuziös befolgt. Die Abgabe des Zehnten von Korn, Wein und Öl war eine Art Sozialsteuer in Israel, sie kam den landlosen Tempelmitarbeitern zugut und wurde zur Unterstützung der Witwen und Waisen eingesetzt. Diese Praxis stellte Jesus nicht infrage. So tadelte er in diesem Zitat nicht einmal die Abgabe von Kräutern, obwohl er solch kleinliche Gesetzesinterpretation wahrscheinlich auch für übertrieben hielt.

Der wunde Punkt lag für Jesus darin, was die Pharisäer vernachlässigten, nämlich die Fürsorge und das Zwischenmenschliche. Er durch­schaute und kritisierte die Motivation der absolut Gesetzestreuen. Diese strebten mit ihrer überspannten Pflichterfüllung vor allem an, gut dazustehen und als Vorzeige-Gläubige respektiert zu werden. Sie betrieben also Imagepflege und sonn­ten sich in vermeintlicher Über­legenheit.

Jesus hielt diesen «Weg zu Gott» für eine Sackgasse. Ihm fehlte bei diesem selbstgefälligen Tun der echte Bezug zu den bedürftigen Menschen. Und denen war nicht mit pingeliger Gesetzeserfüllung zu einem würdigen Leben zu verhelfen, sondern mit echter Zuneigung. «Jeder aber gebe, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, ohne Bedau­ern und ohne Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb», ermunterte Paulus gut zwei Jahrzehnte nach Jesus die Korinther (2 Kor 9,7). Er hatte Jesu Anliegen verstanden.

Eine Religion, die sich in Zwang, Moral und Pflicht erschöpft, ist am Ende und tot. Mögen ihre Führer noch so eingebildet oder protzig herumstolzieren: Wenn die Fassade zerfällt, bleibt nur ein Scherbenhaufen übrig. Jesus ging es immer um das Dahinter, das Wahre, das Andere, das Ewige. Sein «Weg zu Gott» hatte nichts mit Hochmut oder schönem Schein zu tun. Er begegnete Menschen auf Augenhöhe und rühmte jene, die wie er anderen dienten und beistanden, auch ohne Zuschauer oder Applaus. In einem alten Hymnus (Phil 2,7) heisst es von Jesus, dass er sich aller Vorrechte «entäusserte». Genau das tat er wörtlich, er ent-äusserte sich, war frei von jedem religiösen Vorzeigen. Wenn er handelte, dann «par cœur».

Zur Kolumne

Jesus lebte und verkündete das «Reich Gottes», die Welt, wie sie sein kann und soll. Er wollte gehört, nicht geglaubt werden. Seine Botschaft vom Heil für alle lässt bis heute aufhorchen. «reformiert.» zitiert Jesusworte und denkt darüber nach.

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