Die Geschichte um den Eklat im Rat der Evangelischen Kirche Schweiz (EKS) ist um ein Kapitel reicher. Und noch immer liegen die Gründe für den Rücktritt der Pfarrerin Sabine Brändlin aus der Exekutive im Dunkeln. Das Präsidium der Synode schlägt nun gar vor, eine Kommission mit der Untersuchung der Vorfälle zu beauftragen.
«Vorkommnisse von grosser Tragweite»
Die Vorgänge, die zum sofortigen Rücktritt von Sabine Brändlin aus dem Rat der Evangelischen Kirche Schweiz geführt haben, sollen von einer Kommission untersucht werden.
Was führte zum Zerwürfnis? EKS-Präsident Gottfried Locher und Sabine Brändlin an der letzten Synode. (Foto: flickr/eks)

Die Spekulationen angeheizt
Am 24. April war Sabine Brändlin «aus persönlichen Gründen und wegen unüberbrückbarer Differenzen» aus dem Rat zurückgetreten. Statt sich für ihre Arbeit in den letzten vier Jahren zu bedanken und den Abschied zu bedauern, teilte die EKS lediglich mit, sie habe «vom Rücktritt eines Ratsmitglieds Kenntnis genommen». Und Brändlin sei bei einem laufenden Geschäft, das «vom Rat mit grosser Sorgfalt umfassend behandelt» werde, wegen möglicher Befangenheit in den Ausstand getreten.
Die Spekulationen schossen natürlich ins Kraut. Im Magazin «bref» hatte Brändlin kürzlich noch angekündigt, nach der Ehe für alle mit Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen innerhalb der Kirche das nächste «heisse Eisen anzupacken».
Handlungsfähigkeit gefährdet
Die Leitungen der Landeskirchen von Zürich, Bern-Jura-Solothurn, Waadt und Aargau reagierten am 8. Mai mit einer Interpellation, die Antworten auf die vielen offenen Fragen forderte. Die grossen Mitgliedkirchen der EKS vermuten einen «erheblichen Konflikt» und sehen «das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der EKS» in Gefahr.
Den Vorschlag, eine Kommission mit der Untersuchung der Vorfälle zu beauftragen, begründet das Präsidium der Synode mit der Feststellung, «dass Vorkommnisse von grosser Tragweite und Komplexität zu klären sind». Das Parlamentspräsidium hat einen entsprechenden Antrag in die Traktandenliste aufgenommen. Im Juni 2021 soll die Kommission der Synode berichten und Lösungsvorschläge präsentieren.
Synode muss Kommission beschliessen
Die kritische Interpellation ist eine Anfrage an den Rat. Wenn die Synode dem Antrag des Präsidiums zustimmt und eine Kommission die Vorgänge untersucht, kann der Rat nicht mehr in eigener Sache informieren. Die Synode wird von Pierre de Salis präsidiert, der Neuenburger Pfarrer wurde 2018 für zwei Jahre gewählt. Das Vizepräsidium bilden Pfarrerin Barbara Damaschke-Bösch (St. Gallen) und Heinz Fischer (Schwyz). Die Synode der EKS tagt jeweils zwei Mal im Jahr.