Vor zwei Jahren war Rita Famos gegen den inzwischen zurückgetretenen EKS-Präsidenten Gottfried Locher angetreten und gescheitert. Nun will sie es nochmals wissen und kandidiert für das Spitzenamt des Zusammenschlusses der reformierten Kirchen in der Schweiz. Die Wahlen finden Anfang November statt. Die Nomination durch die Delegation der Zürcher EKS-Synodalen erfolgte einstimmig. Vor zwei Jahren waren die Zürcher noch geteilt in ein Famos- und ein Locher-Lager. Eingereicht hat die Kandidatur der Zürcher Kirchenrat an die Nominationskommission der EKS.
Zürcher schicken Rita Famos ins Rennen ums EKS-Präsidium
Rita Famos kandidiert für das Präsidium der Evangelischen Kirche Schweiz (EKS). Die Zürcher Delegation nominierte sie einstimmig. Die Pfarrerin will die EKS «zum Fliegen bringen».
Eine Macherin
Kirchenrätin Esther Straub, die auch Vorsitzende der Zürcher Delegation der EKS-Synodalen ist, bezeichnet Famos als «Macherin»: Sie handle pragmatisch und vertrauensbildend, ohne sich in Machtkämpfe zu verstricken. «Mit ihrem fairen und transparenten Wahlkampf vor zwei Jahren gewann sie Anerkennung weit über das Lager der eigenen Unterstützerinnen und Unterstützer hinaus.»
Auch Famos selbst will ihre Aufgabe unbelastet von alten Querelen angehen. Sie sei in den letzten beiden Jahren «recht weit weg» gewesen von der EKS. Die Pfarrerin leitet in der Zürcher Landeskirche die Abteilung Spezialseelsorge. Der Rat sei während der Wirren rund um Präsident Gottfried Locher und Ratsmitglied Sabine Brändlin, die im Frühling zurückgetreten sind, in einer sehr schwierigen Situation gewesen. «Nun haben alle Mitglieder die Chance verdient, sich zu bewähren.»
Das Haus steht
Rita Famos betont mit Blick auf die neue Verfassung der EKS, die Anfang Jahr in Kraft getreten ist: «Das Haus steht.» Mit Strukturdiskussionen habe sich die EKS nun lange genug befasst. «Jetzt müssen wir die EKS zum Fliegen bringen.»
Auch um neue Strukturdebatten zu verhindern, ist Famos gegen ein Co-Präsidium. Ohnehin sei sie kein Fan davon, weil das Modell zu Reibungsverlusten führe. Starke Vizepräsidien sind ihr hingegen wichtig. Ohnehin will sie die Ratsmitglieder in ihren Handlungsfeldern, für die sie zuständig sind, stärken. «Die Kommunikation muss nicht immer über das Präsidium laufen.»
Eine neue Dynamik
Als Präsidentin sähe sich Famos in Querschnittthemen in der Verantwortung. Damit Bundesbehörden und Partnerkirchen in der Ökumene eine verlässliche Ansprechpartnerin hätten, brauche es eine zeitnahe Besetzung des vakanten Präsidiums und keine Übergangslösung. «Die Synode hat ja dann in zwei Jahren bei den regulären Wahlen bereits die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen, und auch die Arbeit der anderen Ratsmitglieder zu beurteilen.» Famos ist überzeugt, dass die neue Präsidentin und das neu zu wählende Mitglied eine neue Dynamik in das Gremium bringen.
Die fünf bisherigen Ratsmitglieder stehen in nächster Zeit unter Beobachtung. Eine externe Untersuchung der Vorgänge, die zu den Rücktritten von Locher und Brändlin geführt haben, wurde bereits eingeleitet. In einer Woche wählt die Synode eine Untersuchungskommission und formuliert deren Pflichtenheft.
Synode soll eine Auswahl haben
Neben dem Präsidium besetzt die Synode an ihrer Versammlung vom 1. bis 3. November auch den vakanten Sitz im Rat neu. Famos hofft, dass sie nicht die einzige Kandidatin bleibt für das Vollamt. «Es ist wichtig, dass die Synode die Wahl hat.» Dieser Wunsch ist inzwischen in Erfüllung gegangen: Isabelle Graesslé, Theologin aus dem Kanton Waadt, stellt sich ebenfalls zur Wahl für das Amt der Präsidentin.
Famos war bereits 2011 bis 2014 Ratsmitglied des damaligen Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK). Der Zürcher Kirchenrat schreibt in seiner am 4. September verschickten Mitteilung, er sei überzeugt, «dass Rita Famos in Politik, Ökumene und interreligiösem Dialog als starke und gewinnende Stimme des vielgestaltigen Protestantismus auftreten» werde. Besonders freut die Exekutive der Zürcher Landeskirche, dass sich mit der Kandidatur von Famos der Synode die Chance bietet, zum ersten Mal eine Frau an die Spitze des Verbunds der reformierten Kirchen zu wählen.