Zürich wird die grösste Kirchgemeinde der Schweiz. Mit rund 80 000 Mitgliedern wird sie grösser als beispielsweise die reformierte Landeskirche Graubünden. Das Zürcher Kirchenparlament hat Mitte Januar dem Zusammenschluss von 31 Kirchgemeinden auf Stadtgebiet zugestimmt, hinzu kommt das benachbarte Oberengstringen.
Die Reform hat aber einen Schönheitsfehler. Die Quartiergemeinden Witikon und Hirzenbach bleiben aussen vor. Sie wollen ihre Autonomie noch ausbauen. Ein Antrag der vorberatenden Kommission, sie zur Fusion zu zwingen, scheiterte nach einer emotionalen Debatte.
Kanton regelt Pfarrwahlen. Der Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller sieht die Fusion als Chance. «Die Stadt erhält nun das Gewicht, das sie verdient.» Die Befürchtung, dass sich die Gemeinde von der Landeskirche abkoppeln könnte, teilt er nicht. Der Kirchenrat wolle starke, funktionsfähige Gemeinden. Zudem sei das strukturelle Defizit der Gemeinden, die bisher in einem Stadtverband eng verflochten waren, zu gross, als dass ein eigener Verwaltungsapparat aufgebaut werden könnte.
Auch nach dem Entscheid der Synode sind freilich noch wichtige Baustellen offen. Als erste Kirchgemeinde will Zürich ein Parlament einführen, dafür muss nun die kantonale Kirchenordnung angepasst werden. Ob die Legislative die Kirchenpflege als kirchliche Stadtregierung wählt, ist offen. AndreasHurter, Präsident des Stadtverbands und für die Reform verantwortlich, plädiert dafür: «Für eine Volkswahl fehlen Parteien, die eine Vorselektion vornehmen.» Der Kirchenrat hingegen bevorzugt eine Volkswahl wie in allen Gemeinden.
Einen gewichtigen Streitpunkt hat die Politik entschärft. Das Kirchengesetz schreibt vor, dass Pfarrpersonen von der ganzen Gemeinde gewählt werden müssen. Der Stadtverband wollte im Gegensatz zum Kirchenrat in den neu entstehenden Kirchenkreisen wählen lassen. «Pfarrerinnen und Pfarrer brauchendie Legitimation vor Ort», sagt Hurter. Vor allem bedauert er aber, dass die Kirche diese «wichtige Frage» nicht selbst klären konnte. In der Stadt Zürich arbeiten zurzeit 73 Pfarrerinnen und Pfarrer.
Start im Reformationsjahr. Die zehn Kirchenkreise, zu denen die Quartiergemeinden zusammengefasst werden sollen, bezeichnet Hurter als Hilfskonstruktionen, umnur so viel wie nötig zentral zu steuern. Die Befugnisse der Kreise werden in der Kirchgemeindeordnung definiert, die im Herbst vor das Volk kommt.
«Ich bin froh, dass wir nun aus dem Diskussionsmodus raus sind und einen Boden haben, auf dem wir aufbauen können», sagt Hurter. In der neuen Struktur starten will Zürich bereits 2019.