Warum nehmen Sie sich für die Wahlen des Kirchenpflegepräsidiums der Stadt Zürich aus dem Rennen?
Andreas Hurter: Die Fusion der 32 Kirchgemeinden in Zürich ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben funktionierende Strukturen geschaffen, die wir nun noch konsolidieren müssen. Dieser Prozess wird bis anfangs 2020 weitgehend abgeschlossen sein. Dann soll ein neues Präsidium übernehmen.
Wenn die im November gewählte Kirchenpflege im Amt sein wird, steht die Kirchgemeinde an einem anderen Punkt?
Ja. In den vergangenen Monaten ist sehr viel passiert. Wir konnten Abläufe bereinigen und offene Fragen klären. Ich bin überzeugt, dass es in diesem Tempo weitergeht und wir anfangs 2020 so weit sein werden, dass die Organisation gut gefestigt sein wird.
Aber vor wenigen Monaten hatten Sie noch angekündigt, dass Sie als Kandidat für das Kirchenpflegepräsidium zur Verfügung stehen.
Das stimmt so nicht. Für die Übergangskirchenpflege waren im Juni 2018 Persönlichkeiten gesucht worden, die sich grundsätzlich eine Legislatur bis Mitte 2022 vorstellen konnten im Bewusstsein einer Volkswahl im November 2019. Im Juli 2018 wurden dazu fünf von sieben Mitgliedern neu gewählt. Die Idee war, dass idealerweise der Reformprozess in rund zwei Jahren konsolidiert sein wird. Durch die Kandidatur von fünf bisherigen Mitgliedern der Übergangskirchenpflege ist die Kontinuität aber auch ohne mich sichergestellt. Das erfüllt mich mit grosser Genugtuung.
Bestätigungswahlen durch das Volk gibt es nicht. Es gibt nur Wahlen.
Stimmt. Das war vielleicht tatsächlich ein Überlegungsfehler. Für das Parlament sind die Wahlen im November sehr wichtig, damit das Delegationssystem aus den alten Kirchgemeinden endet. Für die Kirchenpflege kommen die Wahlen meiner Meinung nach eher zu früh, da wäre eine längere Aufbau- und Konsolidierungsphase besser gewesen.
Neben dem Pflichtbewusstsein gibt es noch die Gestaltungsfreude. Wären Sie nicht doch gerne der erste vom Volk gewählte Stadtzürcher Kirchenpflegepräsident geworden?
Es geht mir doch nicht um das Prestige. Der Entscheid passt zu meinen beruflichen Lebenszyklen. Ich war sehr oft in der Pionier- und Entwicklungsphase dabei. Jetzt bin ich noch keine 60 Jahre alt und habe die Chance, mich nochmals neuen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen. Darauf freue ich mich.
Dass Sie Wahlkampf hätten machen müssen, beeinflusste den Entscheid nicht?
Nein. Die Kandidaturen für das Präsidium haben meinen persönlichen Entscheid lediglich dringlicher gemacht. Ich habe meine Aufgabe mit viel Herzblut erfüllt und erlebte die Zusammenarbeit mit den Menschen in der Kirche als inspirierend. Ich setze mich weiterhin bis anfangs 2020 mit aller Kraft ein und gehe ohne Frust.