Recherche 28. Dezember 2021, von Felix Reich

Der Ruderer gibt auf

Wahlen

Nach nur zwei Jahren in der Zürcher Kirchenpflege tritt Duncan Guggenbühl nicht mehr zur Wahl an. Sein jugendlicher Übermut sei nicht gefragt, begründet er seinen Entscheid.

Duncan Guggenbühl (26) gibt auf. Nach zwei Jahren in der Kirchenpflege der Kirchgemeinde Zürich tritt er nicht mehr zu Wahl an. Ihm komme die Kirchgemeinde der Stadt Zürich vor wie ein riesiger Öltanker, der «stur in eine Richtung fährt», während er in seinem kleinen Ruderboot versuche, die Richtung zu ändern.

Das schreibt Guggenbühl in der Begründung seines Verzichts, die er seinen Kolleginnen und Kollegen in der Kirchenpflege geschickt hat und die «reformiert.» vorliegt. Der jugendliche Geist, die jugendliche Begeisterung, der jugendliche Übermut: All das sei in der Behörde «einfach nicht gefragt».

Die falsche Konstellation

Im November hatte Guggenbühl noch ganz andere Pläne. Er entschied sich gegen das Ticket, auf dem alle anderen Bisherigen gemeinsam zur auf den 3. April 2022 festgelegten Wahl antreten. Stattdessen hoffte er, weitere junge Kirchenmitglieder zu einer Kandidatur motivieren zu können, und zeigte sich offen für einen gemeinsamen Wahlkampf. «Insbesondere die Perspektive einer jungen Frau täte der Kirchenpflege gut», sagte er.

Nachdem er seinen Sololauf angekündigt hatte, kam Guggenbühl nun jedoch zur Einsicht, dass die Konstellation «sechs gegen eins» nicht funktioniere und für ihn auch nicht stimme. Der Kirchenpflege legt er ans Herz, offen zu sein für die Ideen einer jungen Generation, «die vielleicht nicht mit einem schweren Rücksack durchs Leben stapft, sondern locker lässig durchs Leben tanzt». Diese Generation sehe und mache vieles anders. Gerade deshalb gelte es mit ihr den Dialog zu suchen.

Schulterschluss der Bisherigen

Im November 2019 hatte Guggenbühl zusammen mit den Theologen Res Peter und Michael Braunschweig den Sprung in die Kirchenpflege geschafft, ohne zuvor der Übergangskirchenpflege angehört zu haben. Braunschweig und Peter hatten auch für das Präsidium kandidiert. Im zweiten Wahlgang unterlag Peter im Februar 2020 Annelies Hegnauer knapp.

Inzwischen hat Peter vom Neumünster ins Pfarramt in Baden gewechselt, damit seine pfarramtliche Tätigkeit mit dem Amt in der Exekutive der Kirchgemeinde Zürich vereinbar ist. Den Anspruch Hegnauers auf das Präsidium bestreitet er im April nicht. Ebenfalls auf dem Ticket der Bisherigen treten Claudia Bretscher, Barbara Becker und Michael Hauser an.

Noch offen ist, wer sonst noch Ambitionen hat. Die erste Frist, um eine Kandidatur einzureichen, ist am 13. Dezember abgelaufen. Die Wahllisten für das Parlament werden in Wahlversammlungen in den Kirchenkreisen zusammengestellt.

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