Recherche 14. Juli 2016, von Beat Schlatter

«Das Schönste im Leben ist die Liebe»

Serie

Schauspieler Beat Schlatter spricht mit Pfarrer Res Peter über Hochzeitsgagen und Scheidungsbücher, das Geheimnis der Liebe und die diskrete Eleganz des Talars.

Ich habe gehört, Sie haben heute noch einen Hochzeitsgottesdienst.

Res Peter: Zwei sogar. Soeben ist ein Paar dazugekommen, das nach 25 Ehejahren die Ehe von einem katholischen Pfarrer segnen lassen wollte. Jetzt hat er ihnen abgesagt. Weil ich vor diesem Interview nervös herumtigerte, kam ich mit dem Paar ins Gespräch. Es bereitete in unserem Kirchgemeindehaus das Fest vor.

Sie springen als reformierter Pfarrer ein. Wird das nicht ein bisschen schwierig?

Nur der Mann ist katholisch, die Frau ist reformiert. Es wird gutgehen.

Wie hoch ist die Gage eines Pfarrers?

Zahlen Sie Kirchensteuern, ist die Trauung gratis. Bei Nichtmitgliedern verlange ich allenfalls Spesen. Ich ermuntere sie zu Spenden und zum Kircheneintritt.

Der Chor und die Blumen sind inbegriffen?

Zusätzlicher Aufwand kostet extra.

Und wenn ein Pfarrer heiratet? Sich selbst trauen kann er ja nicht.

Er fragt einen Kollegen. Das ist immer heikel. Ich bin da auch nicht frei von jeder Eitelkeit und denke: Warum fragt er jetzt einen anderen und nicht mich?

Wenn Sie das Gefühl haben, mit einem Paar kommt es nicht gut, trauen Sie es trotzdem?

Selbstverständlich. Wer bin ich, dies zu beurteilen? Im Vorgespräch sage ich, dass die Liebe ein Geschenk ist, zu dem man Sorge tragen muss, dass die Liebe das Schönste ist, was es gibt im Leben. Ich frage beide, was sie glauben, woran sie arbeiten müssen, damit die Liebe bleibt. Sie sagen dann oft: Besser zuhören, sich mehr Zeit nehmen füreinander.

Ist es noch zeitgemäss, sich auf Lebzeiten die Ehe zu versprechen? Sollte man nicht besser die Ehe auf zehn Jahre beschränken und sie dann verlängern oder auflösen?

Bei uns Reformierten ist die Trauung kein Sakrament, sondern die Segnung der Liebenden. Wir schliessen nicht aus, dass eine Ehe auch wieder auseinandergehen kann. Aber selbstverständlich muss hinter jeder Ehe der Wunsch auf Dauer sein. Wir rechnen damit, dass die Ehe hält – mit der Hilfe Gottes. Bei der Hälfte aller Ehen trifft das zu. Der Partner meiner Schwester, Pfarrer Andrea Marco Bianca, hat übrigens eine Dissertation über Scheidungsrituale geschrieben.

Ein intelligentes Buch, wie ich gehört habe. Ich wollte es sofort bestellen, tat es aber nicht, weil ich mich fragte, was meine Frau denkt, wenn bei mir plötzlich dieses Buch herumliegt. Warum hat Jesus nie geheiratet?

Vielleicht weil er früh gestorben ist.

Mir gefällt Ihr Talar. Er ist sehr modisch und besticht durch eine diskrete Eleganz.

Den hat die Designerin Christa de Carouge für mich gemacht. Er ist aus Seide und knitterfrei.

Bügelfreie Berufskleidung, ein Männertraum. Wie halten Sie es mit der Taufe? Gibt es Namen, bei denen Sie die Taufe verweigern?

Nein. Ich taufe ein Kind auf absolut jeden Namen, den sich die Eltern wünschen.

Und was würden Sie denken, wenn ein Pfarrkollege sein Kind auf den Namen Jesus taufen lassen möchte?

Ob er ein heimlicher Katholik ist, der eine Südamerikanerin kennengelernt hat?

Nun zur Wettbewerbsfrage: Wie viele Kinder wurden im vergangenen Jahr im Kanton Zürich reformiert getauft?

Ich habe acht getauft. Ich schätze, es waren 1414 Kinder.

Res Peter (52)

Der Pfarrer im Neumünster in Zürich ist Präsident von prolibref.ch, dem von liberalen Kräften 1871 gegründeten Zürcherischen Verein für freies Christentum. Er engagiert sich für sozialethische Themen. Aktuell unterstützt Peter das Referendum gegen die Unternehmenssteuerreform III.

Wettbewerb

Hat der Pfarrer recht oder nicht? Schreiben Sie uns, wie viele Kinder 2015 im Kanton Zürich reformiert getauft wurden: wettbewerb@reformiert.info oder reformiert.zürich, Preyergasse 13, Postfach, 8022 Zürich. Zu gewinnen gibt es Eintritte ins Schmetterlingshaus Papiliorama in Kerzers für zwei Erwachsene und zwei Kinder. Einsendeschluss: 5. August. Die richtige Antwort auf die Frage in der Aus­gabe 6.2 lautet: Bei der Zürcher Landeskirche sind 438 Pfarrerinnen und Pfarrer angestellt.