Welche Bibelstelle finden Sie kompliziert?
Thomas Muggli: Die Verfluchung des Feigenbaums. Sie ist eine echte Knacknuss.
Was passiert da?
Jesus kommt mit seinen Jüngern an einem Feigenbaum vorbei, der keine Früchte trägt, aber bereits welche haben sollte. Da sagt Jesus zum Baum, er solle verdorren. Das passiert dann auch. Die Stelle findet sich im Markusevangelium (11,12–25) und bei Matthäus (21,18–22).
Übersetzt heisst das, Menschen die nichts zur Gesellschaft beitragen, sollen sterben?
So brutal könnte man das auslegen, aber das würde der Botschaft des Evange-liums fundamental widersprechen. Also muss man einen anderen Kniff finden.
Zum Beispiel?
Wenn man bei einer Arbeit sieht, dass sie nichts bringt, sollte man den Mut aufbringen, sie aufzugeben.
Vielleicht wollte Jesus auch einfach den Gärtnern einen Tipp geben. Ist es übrigens denkbar, dass die Kirche mit Sponsoren-geldern Löcher in der Kasse stopft? Sie müss-ten dann vor dem Segen sagen: «Zusätz-lich zu Ihrem Glauben ist es wichtig, dass Sie Al-lianz-versichert sind.» Oder: «Ist es bei Ihnen auch so kalt wie bei uns in der Kirche, dann sollten Sie eine Bühlmann-Heizung kaufen.»
Wir sind eine öffentlich rechtliche Institution. Werbefenster im Gottesdienst sind da heikel, eigentlich unmöglich. Und stellen Sie sich vor, jetzt danke ich in der Predigt dem Schreiner Müller und in der Kirche sitzt der Schreiner Meier.
Das wäre doch die ideale Konstellation. Der Schreiner Meier wird nach Hause gehen und sich überlegen, was er tun muss, damit am nächsten Sonntag der Pfarrer über sein Holz spricht. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Aber am Schluss geht es nur noch um Schreinereien statt ums Evangelium.
Darf ein Pfarrer einer Partei angehören?
Das darf er, aber es wird vor allem auf dem Land nicht gerne gesehen. Ich finde trotzdem, als Pfarrer sollte man eine politische Haltung haben und die Menschen nicht nur auf das Jenseits vertrösten.
Kennen Sie einen guten Pfarrer-Witz?
Ein junges Paar fährt in einem Sportwagen mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Landstrasse. Sie wollen heiraten und sind auf dem Weg zur Kirche. In einer Kurve verlieren sie die Kontrolle über ihr Fahrzeug und verunglücken tödlich. An der Himmelstüre erklären sie Petrus, dass sie heiraten wollten, und fragen ihn, ob sie das hier oben nachholen können. Da schüttelt Petrus den Kopf und sagt: «Es tut mir leid, aber einen Pfarrer haben wir hier oben leider keinen.»
Zu meiner Lieblingsfrage: Welche Person aus der Bibel ist Ihnen am ähnlichsten?
Thomas, welcher der Ungläubige genannt wird. Er fehlt, als nach Ostern Jesus den Jüngern begegnet und sagt, er glaube ihre Geschichte erst, wenn er mit eigenen Augen sehe, dass der Auferstandene derselbe wie der Gekreuzigte sei. Da kommt Jesus extra für Thomas nochmals zurück und sagt: «Leg deinen Finger hierher und schau meine Hände an, und streck deine Hand aus und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!» (Johannes 20,27).
Zum Schluss wie immer die Quizfrage: Wie viele Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare wurden 2015 durch die reformierte Kirche im Kanton Zürich erteilt?
Nicht viele. Zwei?