Recherche 10. April 2017, von Beat Schlatter

Was bedeutet Auferstehung eigentlich?

Serie

Beat Schlatter spricht mit der Pfarrerin Stina Schwarzenbach über sprechende Grabsteine, das Jenseits und den Grund, warum keine Mäuse im Osternest liegen.

In Zürich steige ich in die S9 und studiere an den möglichen Antworten auf meine Frage herum: «Was passiert bei der Auferstehung?» In diesen Gedanken vertieft, vergesse ich, in Stettbach umzusteigen. Das Malheur bemerkte ich erst, als eine Stimme aus dem Lautsprecher alle Fahrgäste bittet auszusteigen. Auf eine neue Frage brauchte ich nun eine dringende Antwort: «Wie komme ich pünktlich zum vereinbarten Treffen?» Ich rufe die Pfarrerin an. «Kein Problem», sagt sie. «Mein Mann hat heute Papatag und ist zu Hause. Er holt Sie am Bahnhof ab.» So treffe ich mit verkraftbarer Verspätung im Pfarrhaus ein, wo Stina Schwarzenbach mir einen Espresso und das Du anbietet.

Welch ein Glück, dass ich vom Papatag profitieren konnte. Wie viele Kinder habt ihr?

Stina Schwarzenbach: Vier.

Und die heissen nach den vier Evangelisten? Lukas, Markus, Matthias und Johannes.

Nein. Drei davon sind sowieso Mädchen.

Was feiern wir an Ostern? Die Kreuzigung?

Eine Kreuzigung feiert man nicht. An Karfreitag gedenken wir der Kreuzigung Jesu Christi. Sie symbolisiert den Abstieg Gottes in die tiefsten Tiefen unseres Menschseins. Und steht dafür, dass wir auch in der Todesstunde nicht allein sind. Darum ist der Karfreitag bei den Reformierten der höchste Feiertag. Anders bei den Katholiken, in Italien zum Beispiel ist Karfreitag ein Arbeitstag. An Ostern selber, da feiern wir die Auferstehung.

Was passiert bei der Auferstehung genau?

Gemäss der Bibel gibt es Zeugen, die aussagen, dass sie Jesus als Auferstandenen gesehen haben. Und die Frauen finden das leere Grab.

Die Stelle habe ich in der Bibel auch gelesen. Ich frage mich, wie ich mir die Auferstehung nach dem Tod konkret vorstellen soll.

Ich glaube, unser Körper hat nach dem Tod seinen Dienst getan.

Der Himmel wäre sonst auch übervölkert.

Ich vertraue darauf, dass es ein Jenseits gibt, und dass wir dort eine Existenz haben. Wissen, wie diese aussieht, können wir aber nicht. Dafür ist unser menschlicher Horizont zu beschränkt und wird es auch bleiben. Ebenso glaube ich, dass unsere irdische Existenz dort gewürdigt wird – in einer Weise wiederum, die wir uns noch nicht vorstellen können.

Was hat eigentlich der Schoggihase mit der Auferstehung zu tun?

Der Hase ist ein Fruchtbarkeitssymbol.

Und warum stehen dafür nicht die Mäuse? Die vermehren sich doch viel schneller?

Eine Maus ist weniger hübsch.

Im Internet kann man sprechende Grabsteine kaufen. Man spricht eine Botschaft auf ­einen Chip, der dann im Grabstein eingebaut wird. So können die Hinterbliebenen am Grab den verstorbenen Freund nochmals sprechen hören. Was hältst du davon?

Viele Leute führen am Grab mit dem Verstorbenen ein stilles Gespräch. Diese Situation wird durch die gespeicherte Botschaft durchbrochen. Der übersinnliche Moment, der im stillen Gespräch entstehen kann, wird durch eine solche Technik verunmöglicht.

Zum Schluss meine Wettbewerbsfrage: Wie viele Bücher hat das Alte Testament?

Oje, das wüssten jetzt andere besser. 14? Nein halt, ich habe die Propheten vergessen. Also 36?

Wettbewerb

Hat die Pfarrerin recht oder nicht? Schreiben Sie uns, wie viele Bücher das Alte Testament hat: wettbewerb@reformiert.info oder reformiert.zürich, Preyergasse 13, Postfach, 8022 Zürich. Zu gewinnen gibt es zwei SBB-Reisegutscheine im Wert von je fünfzig Franken. Einsendeschluss: 28. April.

Die richtige Antwort auf die Frage in der Aus­gabe 3.2 lautet: Im Jahr 2015 kamen in der Bettagskollekte der reformierten Kirchen im Kanton Zürich 196 977 Franken zusammen.