Recherche 11. März 2016, von Beat Schlatter

Nasse Täuflinge und pingelige Bettler

Serie

Beat Schlatter trifft Pfarrerin Karin Marterer. Sie erzählt von Bettlern, die es sehr genau nehmen und von Täuflingen, die nicht nur auf dem Kopf nass werden.

Beim Pfarrhaus in Feuerthalen öffnet mir Frau Pfarrerin Karin Marterer in schwarzen Adiletten die Türe und bittet mich höflich hereinzukommen. Sie führt mich direkt in ihr Wohnzimmer und bittet mich, am Esstisch Platz zu nehmen.

Ist das jetzt der Raum, in dem Sie den Fremden, die manchmal an die Pfarrhaustüre klopfen, eine warme Suppe und ein Stück Brot anbieten?

Karin Marterer: Wegen einer Suppe klopft praktisch niemand mehr an meine Türe. Ein Mann, der kürzlich hier war, fragte ganz direkt nach fünfzig Euro.

Nicht Franken?

Nein, Euro. Die Währung war ihm wichtig. Mein Mann gab ihm das Geld. Der Fremde zählte nach und sagte dann, dass noch drei Euro fehlen.

Nehmen Sie das Geld aus der Kollekte?

Das können wir nicht. Wir haben in der Gemeinde zwar eine Spendenkasse, die ein Team verwaltet. Mein Mann nahm das Geld aus dem eigenen Portemonnaie.

Was ist für Sie eine gelungene Predigt?

Wenn man die Leute erreicht und sie etwas daraus mitnehmen. Das erfährt man meistens beim Ausgang an der Kirchentüre. Einmal haben sie nach meiner Predigt sogar geklatscht. Das waren Schüler von mir. Wahrscheinlich klatschten sie, weil ich zuvor bei ihrem Theaterbeitrag geklatscht habe.

Glauben Sie, die Pfarrer hätten Freude, wenn jeweils nach ihrer Predigt geklatscht würde?

Ich glaube nicht. In der Kirche gehört die Ehre Gott, und nicht dem, der das Wort auslegt.

Gibt es auch das Gegenteil von einer gelungenen Predigt: eine abverreckte Predigt?

Natürlich. Das spürt man sofort. Man hat dann keine Präsenz. Es gab natürlich auch schon Pannen. Bei einer Taufe passierte es mir einmal, dass beim Täufling die Windeln nicht dicht waren. Als ich ihn auf den Arm nahm, wurde ich ganz nass. Ich netzte ihn oben mit Wasser und gleichzeitig tropfte es unten heraus.

Hauptsache, der Täufling ist Ihnen nicht hinuntergefallen. Bundesräte haben manchmal gute Autoren, die ihnen die Reden schreiben. Von welchem Autor würden Sie sich gerne ­eine Predigt schreiben lassen?

Von Martin Luther King, aber der lebt nicht mehr. Von den noch Lebenden würde es mich natürlich freuen, wenn Sie eine Predigt schreiben und gleich selber vortragen würden.

Ich? Was für eine Ehre.

Ja, in einem Laiengottesdienst.

Aha, ich müsste also unten anfangen. Wir wechseln besser das Thema und kommen zur Wettbewerbsfrage: Wie viele registrierte Unterschlüpfe für Fledermäuse in reformierten Kirchen gibt es im Kanton Zürich?

Das ist schwierig. Wir haben hier keine Fledermäuse mehr, denn die wurden alle einmal konfirmiert.

Was wurden sie?

Kennen Sie den Witz nicht? Der ist uralt, schon richtig abgehangen.

Abgehangen passt ja zu den Fledermäusen.

Also: Wir haben unsere Fledermäuse konfirmiert. Danach sind sie ausgeflogen und wurden nie wieder gesehen. Aber zurück zur Frage. Ich mag Fledermäuse lieber unkonfirmiert und schätze, es gibt in reformierten Kirchen 75 registrierte Unterschlüpfe.

Wettbewerb

Hat die Pfarrerin recht oder nicht? Schreiben Sie uns, wie viele Unterschlüpfe für Fledermäuse in reformierten Kirchen registriert sind: wettbewerb@reformiert.info oder reformiert.zürich, Pre-yergasse 13, Postfach, 8022 Zürich. Zu gewinnen gibt es ein Diner mit vier Gängen für zwei Personen im Restaurant Boldern in Männedorf. Einsendeschluss: 14. April. Die Lösung für die Aus-gabe 3.2 lautet: Im reformierten Kirchengesangbuch gibt es 655 Lieder. 213 Bibeltexte sind eben-falls nummeriert.

Karin Marterer (49)

Die Pfarrerin arbeitet seit zwei Jahren in Feuerthalen. Sie teilt sich die Stelle mit ihrem Mann. Vorher waren sie in den Kantonen Schaffhausen und Thurgau als Pfarrerin und Pfarrer tätig. Karin Marterer wohnt mit ihrem Mann und drei erwachsenen Söhnen im Pfarrhaus.