Letzten Winter beobachtete ich beim Frauenabend in einer Schulschwimmanlage eine Schweizerin, die einer jungen Migrantin das Schwimmen beibrachte. Sie mache das ehrenamtlich, erzählte mir die ältere Frau. Kurz überlegte ich, ob eine der beiden nicht eine perfekte Kandidatin für die «Mutmacher»-Rubrik wäre. Doch ich wollte sie nicht stören und meldete mich stattdessen beim Solinetz, das Schwimm-Tandems organisiert. Gern vermittle sie mir eine Teilnehmerin, sagte die Geschäftsleiterin. Und stellte den Kontakt zu Lamia her – zufällig jener Frau, die am besagten Abend schwimmen lernte.
Wie Lamia damals von ihren ersten Schwimmzügen erzählte und die Schwerelosigkeit beschrieb, die sich wie Fliegen anfühle, berührte mich. Die Sehnsucht nach Wasser ist tief menschlich und gut dokumentiert in Kunst und Kultur. Bildgewaltig beschreibt Regisseur Luc Besson in «Le Grand Bleu» die mystische Verbindung eines Apnoetauchers mit dem Meer. In «Drei Farben: Blau» schwimmt Juliette Binoche als Julie der Trauer über ihre verstorbene Familie davon. Und im Bestseller «22 Bahnen» von Caroline Wahl ist das Schwimmen für die Protagonistin Tilda ein wichtiger Ausgleich zum Alltag mit einer schwer alkoholkranken Mutter.
