Gerade lagen sie wieder unter dem Weihnachtsbaum: Fahrzeuge in Miniatur, Bücher und Spiele, die bald darauf Platz in der stetig schrumpfenden Wohnung fordern. So sehr mir Spielsachen beim Aufräumen ein Dorn im Auge sind, so sehr habe ich einige zu schätzen gelernt, weil sie nachhaltig den Nachwuchs beschäftigen. Bei uns sind das Holzeisenbahn, Kinderküche und Playmobil-Kirche. Wie Sacré-Coeur über Paris thront Letztere auf dem Regal über dem Kinderzimmer-Chaos.
Als ich die Kirche das erste Mal bei einer befreundeten Katechetin sah, war ich überrascht: Wie reiht sich ein Sakralgebäude ins Sortiment des Herstellers ein – zwischen Westernstädten, Feenwelten und Space-Missionen? Aber Playmobil setzt natürlich weniger auf religiöse Kundschaft als auf romantische Mädchenträume. Es handelt sich um eine Hochzeitskirche. Auf Knopfdruck gibt es Glockengeläut oder Hochzeitsmarsch.
Meine Tochter hatte so viel Freude daran, dass ich ihr irgendwann eine eigene Kirche schenkte. Insgeheim hoffte ich wohl auch, ihr Kirchenräume spielerisch nahezubringen. Es fasziniert mich immer wieder, wie unvoreingenommen Kinder bei uns mit der Kirche spielen und wie nah wir der Realität kommen. Auch bei uns ist die Zahl der Eheschliessungen stark zurückgegangen. Sonntagsgottesdienste finden selten statt. Vielmehr ist die Kirche zum Begegnungsort geworden. Von in der Schule gebastelten Trollen, Feen und anderen Figuren. Feste werden in ihr gefeiert, halb erfrorene Skifahrer haben in ihr schon Schutz gesucht, als sie den Weg zur Alphütte nicht mehr fanden.