Am Schluss wurde es in der Synode noch einmal emotional und ganz zum Ende versöhnlich. Marcel Wildberger (Zürich Hard) kritisierte am 15. Mai die Fülle kurzfristig eingebrachter Anträge. Das werfe ein schlechtes Licht auf die Kommissionsarbeit im Vorfeld der vier Sitzungen, in denen das Kirchenparlament über die Revision der Kirchenordnung debattierte.
Was wahrscheinlich selbstkritisch gemeint war, provozierte drei Verteidigungsreden. Neben Kommissionspräsidenten, die ihre Mitglieder in Schutz nahmen, lobte Eva Ebel (Zürich Aussersihl) die «sehr gute» Kommissionsarbeit. Nach erfolgter Schlussabstimmung entschuldigte sich Wildberger und lud alle Kommissionsmitglieder zum Apéro in den nahen «Storchen» ein.
In einem geschützten Raum
Vor dem Versöhungsakt hatte die Synode im Rathaus die überarbeitete Kirchenordnung mit 71 Ja und 23 Nein sowie 6 Enthaltungen verabschiedet. Am 23. September kommt die Vorlage vor das Volk.
Für Kirchenratspräsident Michel Müller ist das Resultat eine «sehr gute Ausgangslage». Er sprach von «grossen Schritten», welche die Kirche mit der Revision mache. «Wir konnten die Reformen in den letzten zwei Jahren in einem geschützten Finanzrahmen erarbeiten», sagte er und liess damit anklingen, dass die Synode bei grösserem finanziellen Druck über tiefere Einschnitte hätte diskutieren müssen.
Letztes Zürcher Aufbäumen
Gerungen wurde in der Debatte vor allem um die Zuteilung der Pfarrstellen. Gegen den Willen des Kirchenrats verankerte das Parlament das Minimum einer halben Pfarrstelle unabhängig von der Grösse der Gemeinde. Dennoch formiert sich insbesondere im Weinland Widerstand gegen die befürchtete Verschiebung der Gewichte hin zu den grossen Gemeinden. Kurt Stäheli (Marthalen) kritisierte die Vorlage als «sehr zentralistisch». Die Solidarität zwischen arm und reich, Land und Stadt werde vernachlässigt.
Mit Forderungen auf der Strecke blieben aber nicht nur kleine Gemeinden. Auch die Stadt Zürich, die für ihre Fusion im kommenden Jahr auf die Revision angewiesen ist, musste eine bittere Pille schlucken. Am 8. Mai hatte die Synode entschieden, dass Kirchenpflegen zwingend vom Volk gewählt werden müssen. Corinne Duc (Oberstrass) scheiterte eine Woche später mit ihrem Rückkommensantrag.
Zürich hatte gehofft, die gesamtstädtische Kirchenpflege vom neu installierten Parlament wählen lassen zu dürfen. Der Kirche fehlten Parteien, die eine Vorselektion der Kandiderenden vornehmen könnten, war ein zentrales Argument.
Die Streichung gestrichen
Mit einem Rückkommensantrag hatte zuletzt nur Bernhard Neyer (Wetzikon) Erfolg. Der Kirchenrat soll den Gemeinden Vorschriften machen dürfen, wie sie die Vielfalt des kirchlichen Lebens fördern können. Kirchenrat Andrea Bianca sagte, es gehe lediglich um Vorgaben zu Budget, Evaluation oder Kooperationen mit anderen Gemeinden. Mit 68 Ja zu 28 Nein machte die Synode ihren Entscheid, den Passus zu streichen, überraschend deutlich wieder rückgängig.