Wenn die Präsidentin über die Liebe Gottes entscheidet

Synode

Klimawandel und Pride bewegte die reformierte Kirchensynode. Und die Zulassungskriterien zur Konfirmation werden nicht gelockert.

Demonstrationen prägten die letzten Monate in Zürich: Die Klimajugend demonstrierte, Frauen streikten und nahmen die Strassen in Beschlag wie auch die Menschen, die sich an der Pride mit Rekordteilnehmerzahl für die Gleichstellung und gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung starkmachten. Das ging auch an der  reformierten Kirchensynode der Zürcher Landeskirche nicht spurlos vorbei. Sie verwandelte sich am Dienstags, 25. Juni, in einen Echoraum der politischen und gesellschaftlichen Anliegen der Zivilgesellschaft.

Den ersten Akzent setzte die Synodalpräsidentin Simone Schädler. Sie beklagte sich über den Missbrauch des Logos der Landeskirche, das an der Gay Pride auf einem Plakat mit der Aufschrift «Christians for Diversity» - Christen für Vielfalt - prangte und fragte sich: «Können nun bald Tierschützer oder Sympathisanten für die Lebensschützer vom Marsch fürs Läbe mit diesem Logos demonstrieren?»

Konflikte um «Ehe für alle»

Ob dies auch ein Fingerzeig für den Kirchenratspräsidenten Michel Müller sein sollte, der hinter diesem Transparent bei der Gay Pride mitlief, das liess Schädler offen. Sie erwähnte Müller, der nur ein Meter entfernt von ihr entfernt sass, in ihrer Philippika nicht.

Aber eines lässt dies jetzt schon erahnen: So wie beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund vor zwei Wochen birgt die künftige Debatte um die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auch in der Zürcher Synode Konfliktpotential.

Verantwortung statt Bewahrung

Stellvertretend für die Klimademonstrierenden, von denen noch viele zu jung seien, «um ihre Stimme politisch einzubringen», wollte Monica Müller (Dietlikon) mit der Resolution «Handeln für den Klimawandel» die kirchliche Solidarität zum Ausdruck bringen. Im März war die Klimaresolution noch gescheitert, da sie zu wenig theologisch fundiert gewesen sei. Nun aber hebt die mit grossem Mehr angenommene Resolution bereits im ersten Satz an: «Wir glauben, dass Gott die Welt aus Liebe geschaffen hat und dass es uns Menschen obliegt, verantwortungsvoll mit seiner Schöpfung umzugehen.» 

Ob nun Gott die Welt «aus Liebe» geschaffen hat, darum wurde debattierend gerungen. Der Stichentscheid der Präsidentin gab den Ausschlag, dass die Liebe in den Resolutionstext rutschte.

Der Theologieprofessor Konrad Schmid, der als Vertreter der Theologischen Fakultät an der Sitzung teilnahm, gab noch zu bedenken, dass sich mit dem so inflationär gebrauchten Begriff der «Bewahrung der Schöpfung» der Mensch als Zerstörer seiner Umwelt gleichzeitig zum Subjekt erklärt, der den Planet rette. Hier wäre es angemessener formuliert, von einer «Verantwortung für die Umwelt» zu sprechen.

Keine Drohung

Eine Grundsatzdebatte über die Konfirmation war das wichtigste Traktandum an dieser Synode. Wer konfirmiert werden will, muss von der zweiten Klasse an die verschiedenen Module des religionspädagogische Gesamtkonzepts (RPG) durchlaufen. Der Pfarrer Lukas Maurer (Rüti) störte dies. Für ihn ist klar: «Es gibt keinen Grund, jemandem den Segen Gottes zu verweigern.»  Deshalb reichte er 2017 ein Postulat ein, das dieses Obligatorium hinterfragte.

Auch andere Synodale erkannten Mängel. So sagte Pfarrer Michael Wiesmann (Uetikon am See), Präsident der vorberatenden Kommission, dass mehr Zugänge für Quer- und Wiedereinsteiger geschaffen werden sollten. Aber in einer Zeit, in der die biblisches Wissen und religiöse Sozialisation schwinde, sei das Durchlaufen der RPG-Module notwendig.

Dass die RPG-Voraussetzung nicht als disziplinierende Drohung missverstanden werden sollte, darauf verwies Kirchenrat Thomas Plaz: «Es kommt auf die Art der Kommunikation an.» Deshalb hält die Synode an der Verbindlichkeit des RPG als Voraussetzung der Konfirmation bei nur wenigen Enthaltungen fest.