Sie unterstützen als Unternehmer die Konzernverantwortungsinitiative. Was versprechen Sie sich davon?
Dietrich Pestalozzi: Ich erhoffe mir, dass alle Schweizer Konzerne – nicht nur die vorbildlichen – ihre Verantwortung im Ausland wahrnehmen und für die Schäden, die unter ihrer Kontrolle geschehen, geradestehen. Dies sollte selbstverständlich sein. Es darf nicht sein, dass in der Umgebung eines Zementwerkes von Lafarge-Holcim in Nigeria oder in einer Zink- und Bleimine von Glencore in Peru Tausende Menschen erkranken und die Bauern nichts mehr produzieren können. Ich bin sicher, dass man bei der Annahme der Initiative die Sorgfaltsprüfungen ernsthafter durchführt.
Sie sind Unternehmer. Werden Sie für das Einstehen für die KVI in Ihrem Umfeld nicht kritisiert?
Viele Leute danken mir für diesen Einsatz. Natürlich gibt es auch Kollegen aus der Wirtschaft, die dagegen sind und teils sehr emotional reagieren, was mich erstaunt.
Befürchten Sie nicht, dass die Konzernverantwortungsinitiative der Wirtschaft in der Schweiz schadet?
Nein, die Initiative schadet nicht der Wirtschaft. Das behaupten die Gegner, aber es gibt verschiedene Gründe, die für die Initiative sprechen: Es würde weniger Skandalmeldungen geben, die dem Ruf der Unternehmen und der Schweiz schaden. Wenn die Unternehmen die Sorgfaltsprüfungen durchführen, entstehen weniger Schäden, die den Konzernen hohe Kosten verursachen und die Menschen vor Ort beeinträchtigen. Nicht zu vergessen, dass die meisten lieber in Firmen arbeiten, die sich ethisch korrekt verhalten. Ich bin überzeugt, dass durch die Initiative keine wirtschaftlichen Nachteile entstehen.
Die Gegner befürchten, dass die KVI in der Schweiz zu Steuerausfällen führt.
Steuerausfälle gäbe es, wenn die Konzerne ihren Sitz aus der Schweiz ins Ausland verlegen würden. Aber das ist kaum der Fall. Herr Glasenberg von Glencore erklärte, er denke nicht daran, die Schweiz zu verlassen. Die Schweiz habe zu viele Standortvorteile. Ich denke, die Schweiz darf der Entwicklung in Europa im Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz nicht hinterherhinken. Auch in anderen Ländern gibt es entsprechende Vorstösse. Zum Teil gibt es im Ausland schon Gesetze, die strenger sind als die Konzernverantwortungsinitiative, etwa in Frankreich.