Mit den Schwingern hat es Beat Schlatter schon getan. Nun trifft der Schauspieler jeden Monat eine Pfarrerin oder einen Pfarrer zum Gespräch. Die elfteilige Serie startet in der nächsten Ausgabe von «reformiert.», die am 15. Januar erscheint. Wie die Fernsehinterviews mit den Schwingern leben die Begegnungen davon, dass Schlatter naive, explizit unjournalistische Fragen zu Religion und Pfarrberuf, Glauben und Theologie stellt. Wenn er mit Pfarrerinnen und Pfarrern aus seinem Bekanntenkreis zusammensitze, seien das «stets lebendige, witzige Momente», sagt Schlatter. Doch wenn es in den Medien um Pfarrer und die Kirche gehe, werde es schnell trocken.
Schlatter will Klischees aufbrechen. «Mich interessieren die komischen Seiten am Pfarrberuf.» Doch er sucht «nicht den Tabubruch», sondern den Witz, der etwas Erhellendes hat, das Lachen, das verbindet. «Humor schafft Nähe.»
Nach dem Fototermin in der Zürcher Predigerkirche, geografisch die Heimatkirche des Altstadtbewohners, sitzt Schlatter in seinem Lieblingscafé im Niederdorf. Das Gespräch dauert keine zehn Minuten, als er bei den Parallelen zwischen Schauspielerei und Pfarrberuf landet. «Wenn ich nicht glaube, was ich auf der Bühne sage, bin ich ein schlechter Schauspieler.» Genauso müssten Pfarrerinnen und Pfarrer Bibeltexte lesen: «Ich will spüren, dass sie an das Wunder glauben, wenn sie von der Erweckung des Lazarus erzählen oder davon, dass Jesus Wasser in Wein verwandelt hat.»
Kirche ist auch Theater. Die Dramaturgie im Gottesdienst sei genauso wichtig wie im Theater, sagt Schlatter. Da sieht der Schauspieler bei den Reformierten Luft nach oben. «Die Inszenierung beherrschen die Katholiken besser.» Und er schiebt die nächste Spitze nach: «Als Theaterleute müssen wir eine Auslastung von sechzig Prozent erreichen, sonst sind wir pleite.» Eine Besucherquote wie in vielen Morgengottesdiensten üblich, «könnten wir uns nicht leisten».
Eine gewisse Unverfrorenheit leistet sich der Fragesteller. Aber in erster Linie will er den Pfarrerinnen und Pfarrern zur verdienten Aufmerksamkeit verhelfen. «Mich reizt die Herausforderung, meinem Gegenüber Aussagen zu entlocken, die ich ihm eigentlich nicht zutraue.»
Die von Beat Schlatter geführten Gespräche leben von ihrer Unvorhersehbarkeit. Immer gleich ist aber der Schluss. Die Pfarrerinnen und Pfarrer beantworten jeweils eine Quizfrage. Wie hoch ist der höchste Kirchturm im Kanton? Oder: Wie viele Seiten hat die Zürcher Bibel?
Wettbewerb. Die Leserinnen und Leser müssen entscheiden, ob der Pfarrer recht hat oder nicht. Wer denkt, die Antwort stimmt, antwortet mit Ja. Wer glaubt, es besser zu wissen, schickt eine eigene Antwort ein. Die Redaktion verlost nach jeder Folge attraktive Preise: Beispielsweise Ferientage im Berghotel Randolins in St. Moritz, das einer Stiftung der reformierten Kirche Zürich gehört, oder erholsame Tage in der Kartause Ittingen.