Am schlimmsten seien die Sirenen gewesen, dieses langgezogene Geheul, erst nur zwei oder dreimal am Tag, dann jede neue Stunde. Am Radio wurde gesagt, die Russen kommen von allen Seiten, auch mit Kriegsschiffen. Sie wollen sich die Perle am Schwarzen Meer holen, wie die ukrainische Metropole Odessa mit rund einer Million Einwohnern auch genannt wird.
Dann begann sich die Bevölkerung zu verschanzen, die Strassen wurden abgeriegelt, man baute Barrikaden aus Sandsäcken. Die Angst machte sich breit, auch bei Darja. «Ich dachte nur noch an meinen Sohn Andrij, ich wollte keinen Tag länger bleiben.» So überredete sie ihren Mann Ibrahim und ihre Mutter Sofia, das Nötigste zu packen: Ausweise, ein paar Kleider, Spielzeug, den Laptop.