Die von den EKS-Synodalen
überwiesene Motion, dass eine Suspendierung der Russisch-Orthodoxen Kirche aus
dem ÖRK zu prüfen sei, stammt vom Zürcher Kirchenratspräsidenten Michel Müller.
Auf den Entscheid des ÖRK-Zentralausschusses, auf eine Suspendierung zu
verzichten, reagiert er enttäuscht, verärgert, ja «schockiert».
Vor allem die
Begründungen des neuen Generalsekretärs Jerry Pillay und dessen scheidenden
Amtsbruders Ioan Sauca, wie sie wörtlich im kirchlichen Nachrichtenportal
ref.ch wiedergegeben sind, kann er in keiner Weise nachvollziehen.
«Zu verstehen gibt es da nichts»
«Die beiden sprechen
davon, mit der Russisch-Orthodoxen Kirche einen fruchtbaren Dialog führen und
deren Perspektive verstehen zu wollen», so Müller. «Und weiter, dass sich der
ÖRK als Plattform des Dialogs verstehe, auch wenn man einmal nicht einer
Meinung sei.» Solche Formulierungen seien, kommentiert Müller, ein Hohn und
liessen in seinen Augen die Glaubwürdigkeit des ÖRK «ein Stück weit schwinden».
Denn zum einen seien die Russen ja nicht gesprächsbereit, zum andern
rechtfertige deren Patriarch Kiryll mit theologischen Mitteln einen Angriffskrieg,
der an Brutalität nicht zu überbieten sei. «Zu verstehen gibt es da nichts.»
Weiter kritisiert
Müller: «Die Formulierung ... ‹auch wenn wir einmal
nicht einer Meinung sind› ist ein Euphemismus, der
seinesgleichen sucht.» Es gehe hier doch nicht einfach um eine
Meinungsverschiedenheit, sondern um die Haltung in einem äusserst brutalen
Krieg. Er, Müller, hätte sich vom ÖRK eine klare Positionierung gegen die
Haltung der Russisch-Orthodoxen Kirche gewünscht. Leider aber sei – ausser der
Evangelischen Kirche Schweiz – weltweit offenbar keine andere Kirche bereit,
einen solchen Schritt zu wagen.
Rita Famos sieht es auch positiv
Die EKS-Ratspräsidentin Rita Famos sieht trotzdem auch Gutes in den Resultaten der ÖRK-Tagung, wie es in einer Mitteilung heisst. «Dass es möglich war, bereits zwei Tage nach der EKS-Synode das Anliegen der Motion im Zentralausschuss zu diskutieren, überrascht mich positiv. Der Entscheid, eine ukrainische Delegation nach Karlsruhe einzuladen, ist ein deutliches Zeichen.»
«Eine klare Sprache» spreche ausserdem das Statement des Zentralausschusses, das mit Zustimmung der Delegierten der Russisch-Orthodoxen Kirche verabschiedet wurde – und zwar in zwei Punkten: Einerseits mit Verurteilung der Legitimation des Krieges, andererseits mit dem geäusserten Willen, die Parteien an den Tisch zu bringen. Das ist gemäss Famos zu begrüssen.