Er fühle sich wohl, sagt auch Maksym. Er vermisse seine Familie, den Bruder, den Grossvater, die Freunde, den Hund, aber es gehe ihm gut,
solange er wisse, dass alle in Sicherheit sind. Dann müsse er sich keine Sorgen machen. Viele seiner Freunde sind ebenfalls geflüchtet, nach
Deutschland, Italien, Tschechien oder Polen. Anastasia vermisst ihr
eigenes Zuhause. Wenn sie traurig ist, tröstet sie sich mit ihrer Katze. «Sie wollte nicht mitkommen, wenn wir die Katze zurücklassen», sagt
ihre Mutter.
Zwischen Hoffnung und Angst
Immer wieder beteuern die beiden Frauen, wie dankbar sie den Menschen hier sind, die sie
unterstützen und zu Freunden wurden. Freunde, die miteinander scherzen
und Pläne schmieden für ein Wiedersehen mit einem grossen Fest in der
Ukraine. Fast könnte man vergessen, dass sie hier sind, weil sie vor dem Krieg flüchten mussten – bis die Wirklichkeit sie einholt. Niemand
weiss, wie sich die Lage in der Ukraine entwickelt, «niemand weiss, was
die Russen planen», sagt Nadia. «Putin führt mit allen Krieg», sagt
Lesia.
Doch die Hoffnung geben sie nicht auf. «Wir haben erfahren, dass es
mehr Gutes als Schlechtes gibt.» Und sie glauben an Karma. «Wir möchten
helfen, wie die Menschen uns geholfen haben», sagen sie. Und Daniel Frei ergänzt: «Unser Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen, dass unsere Gäste ihre Fähigkeiten und ihr Wissen einbringen und ihre neu ankommenden
Landsleute beraten können. Es ist für uns eine Bereicherung und ein
Glück, dass sie bei uns sind, und ich empfehle den Leuten, etwas mutiger zu sein und aus ihrer Komfortzone herauszukommen. Ich erwarte noch mehr von uns Schweizern.» Daniel Frei, Urs Schaub und ihre Nachbarn wollen
weitere Geflüchtete aufnehmen. «Wir tun das, was wir uns wünschen, dass
man auch für uns tun würde», betont Urs Schaub.
Für Daniel Frei lautet die entscheidende Botschaft: «Wir sind eine
Familie, ihr gehört dazu, das ist euer Haus, das ist wichtig, auch für
uns.» Wolle man helfen, müsse man jedoch eine grosse Gemeinschaft von
Freiwilligen bilden, damit man sich nicht überfordert.