Alle einquartierten Flüchtlinge haben einen Bezug zu Wädenswil. So lebt Leonenkos Tante seit 15 Jahren mit ihrer Familie in der Seegemeinde. Sie beherbergt nun die Grossmutter, Tamara Kovshova.
«Wir sind froh, dass wir jetzt alle in Wädenswil sind», sagt Leonenko. Dass die Frauen zusammenfinden würden, war zunächst ungewiss. Irina Kovshova wohnte in Irpin, einem nordwestlich gelegenen Vorort von Kiew. Die russische Armee bombardierte zuerst Brücken und Strassen, es gab keine Verbindung mehr zur Hauptstadt, wo die andere Hälfte der Familie wohnte.
Einige Tage harrten die Frauen getrennt in Luftschutzkellern aus. Am 28. Februar reiste Leonenko mit ihrer Grossmutter im Zug nach Polen. Irina Kovshova folgte wenige Tage später dank des Roten Kreuzes.
Als Kovshova von der dreitägigen Flucht erzählt, füllen sich ihre Augen mit Tränen. «Wir sahen überall tote Menschen und Zerstörung.» Hab und Gut liessen sie zurück. Am 8. März, dem internationalen Frauentag, konnten sich die drei Frauen in der polnischen Stadt Breslau endlich in die Arme schliessen.
Valentina Leonenko ist Immobilienfachfrau und spricht perfekt Englisch. Sie hofft, in der Schweiz bald eine Arbeit zu finden. Daneben möchte sie ehrenamtlich tätig sein. «Es ist mein Wunsch, Menschen zu helfen, denen es schlechter geht als uns.» Zweimal in der Woche kommt eine ehemalige Lehrerin ins Pfarrhaus, um den Flüchtlingen Deutschunterricht zu geben.