Weil ich morgen zur Aushebung muss, höre ich von den Reisläufern. Unsereins lernt im Geschichtsunterricht vieles – aber nichts über Reisläufer. Falls jemand ebenfalls anderes in der Schule lernte, eine kurze Erklärung: Reisläufer sind Soldaten, die im Auftrag eines anderen Staates oder Kriegsherren kämpften. Noch heute gibt es sie, bekannt als Schweizer Garde im Vatikan, Fremdenlegion oder private Söldnerfirmen. Reformator Zwingli hatte eine klare Meinung zu den Reisläufern. Er fand, dass sie und die üppigen Pensionen, die ihren Herren zuflossen, Ursachen für Untreue und Verrat seien. Zudem meinte er, die Annahme der Pensionen verweichliche die Eidgenossen mit neuen Lastern wie Kleiderluxus. Reformierte Kantone erliessen Gesetze gegen Reisläufer, womit ihnen eine wichtige Einkommensquelle genommen wurde. Der Gedanke, für Geld in einen Krieg zu ziehen, kommt mir noch einmal makabrer vor als aus Überzeugung für etwas zu kämpfen.
Recherche 18. April 2018, von Nicola Bryner
Wer waren die Reisläufer?
Orientierungslauf
Reformationsbeobachter Nicola Bryner setzt sich mit dem dunklen Kapitel der Reisläuferei auseinander, bevor er an die Aushebung geht.
Die Reformationsbeobachertinnen und Reformationsbeobachter schreiben im Auftrag des Jungen Literatulabors JULL für ZH-Reformation. (Foto: zvg)
