Beflügelt von Gedanken zur Zürcher Reformation, mache ich mich von unserer Reformationsbeobachterinnen-Sitzung auf in die nahe Gessnerallee. Dort performt im Rahmen des Reformationsjubiläums ein Teil von Pussy Riot mit der «Riot Days Show». So etwas habe ich noch nie gesehen: Die vier Aktivistinnen füllen die Bühne wild und stürmisch. Das Punk-Theater fordert heraus, ist so unbequem wie faszinierend und wirft viele Fragen auf: Inwiefern darf man die Kirche kritisieren? Wo soll man dazu ansetzen? Hier sei auch die Verbindung zur Reformation angesetzt, erklärt mir die künstlerische Leitung der Gessnerallee. Protest im Wandel der Zeit. Während Pussy Riot in Russland 2012 für vierzig Sekunden in der Christ-Erlöser-Kathedrale Punk spielten und dafür zwei Jahre inhaftiert wurden, treten sie hier vor grossem Publikum auf. Das beweist wohl die Offenheit der Stadt Zürich, die nicht nur vor 500 Jahren zur Reformationszeit herrschte, sondern auch heute spürbar ist.
Recherche 28. März 2018, von Mara Richter
Was haben Pussy Riot mit Zwingli zu tun?
Orientierungslauf
Wie kommen Pussy Riot aus Russland ans Zürcher Reformationsjubiläum? Reformationsbeobachterin Mara Richter über Punk und Protest, Kirchenkritik und Reformation.
Die Reformationsbeobachterinnen schreiben im Auftrag des Jungen Literaturlabors JULL für «reformiert.» und ZH-Reformation. (Foto: zvg)
