«Gott. Nicht mehr und nicht weniger», antwortet Monika Frieden, Pfarrerin am Grossmünster, spontan. Doch im Laufe unseres Gesprächs kommt ihr noch viel mehr in den Sinn. Sie erklärt, alle Menschen seien als Gotteskinder «geheiligt» – es gebe keine Hierarchie bei den Reformierten, und deswegen habe Zwingli die Heilige Schrift, die nicht in Buchform, sondern im Lebensvollzug heilig sei, für alle verständlich zu übersetzen. Wenn Gläubige zusammenkämen, wie bei Taufe oder Abendmahl, «dann passiert heilig», weil Gott «geschieht». Alltag sei nicht getrennt vom Heiligen. Nach dem Abendmahl teile man seit der Reformation Suppe für die Armen aus. Das Heilige werde in der Adventszeit in Jesus Christus erwartet. Das Grossmünster als Gebäude sei nicht heilig, was es zu einer Kirche mache, sei das Zusammenkommen vor Gott. Und kämen Touristen an diesem Hotspot vorbei, könne auf die Möglichkeit der Begegnung mit «Heiligem» im Kirchenraum hingewiesen werden.
Recherche 16. Januar 2019
Was ist den Reformierten heilig?
Orientierungslauf
Die Reformatoren haben die Heiligen vom Sockel gestossen, Kirchen wurden als Suppenküchen genutzt. Was ist den Reformierten denn überhaupt noch heilig?
Die Reformationsbeobachertinnen und Reformationsbeobachter schreiben im Auftrag des Jungen Literatulabors JULL für ZH-Reformation. (Foto: zvg)
