«Wenn ich am Sonntag nicht in den Gottesdienst gehe, dann fehlt mir etwas. Diese soziale Komponente der Glaubensgemeinschaft ist mir sehr wichtig: In der Kirche Unterseen im Berner Oberland treffe ich Menschen, denen ich sonst vielleicht nicht begegnen würde.
Die Mitglieder der Freikirche BewegungPlus sind für mich wie eine erweiterte Familie. Dazu kommt, dass ich mich in Kirchenräumen wohl fühle und ich während dem Gottesdienst bewusst mein Handy ausschalte und nicht erreichbar bin.
Diesen sozialen Aspekt finde ich auch in der digitalen Welt. Seit Beginn des Theologiestudiums an der Universität Bern habe ich viele offene Fragen bezüglich meines Glaubens, die in den Hörsälen nicht diskutiert werden. In Podcasts wie «Hossa Talk» oder «Worthaus» hingegen fand ich erste Antworten auf meine Fragen.
In der Theologen-Blase
Im Internet hat sich mir eine ganz neue Welt eröffnet. Zuerst war ich auf Facebook und Instagram aktiv. Doch das wurde mir rasch zu zeitaufwendig. Zudem begann ich, mich mit anderen Leuten zu vergleichen. Deshalb eröffnete ich einen Twitter-Account und habe mir ganz bewusst eine Bubble erschaffen, die aus vielen Pfarrerinnen und Pfarrern besteht.
Mit Twitter verbinde ich verschiedene Lebenswelten: Abends bete ich beispielsweise auf #twomplet und tagge in einer Fürbitte einen Menschen, von dem ich weiss, dass es ihm nicht gut geht. Doch ich nutze nicht nur Twitter für meine Spiritualität. Auf dem Handy habe ich eine Bibel-App, meditiere morgens 15 Minuten im Zug mit einer Exerzitien-App. Früher schrieb ich meine Gebete auf Karteikarten, die ich mit mir herumtrug.
Bereicherung Glaubensleben
Die digitale Welt hat mir einen Freiraum eröffnet, um über meinen Glauben nachzudenken, mich auszutauschen, neue Menschen kennenzulernen. Ich erlebe sie als eine riesige Bereicherung. Sie bringt eine Vielfalt und Interaktivität in mein Leben. Dennoch will ich auf die physische Gemeinschaft mit Gläubigen nicht verzichten.
Ich verstehe nicht, dass die Kirchen oder andere Bewegungen die digitale Welt und die sozialen Medien nicht besser nutzen. Klar ist in der digitalen Welt per se nicht alles gut, aber sie bereichert den theologischen Austausch und das Glaubensleben im Netz ungemein.»