Trotz der heftigen Kontroverse über die Ehe ist es richtig, dass der Kirchenbund Position bezogen hat. Jetzt ist klar, dass der Zusammenschluss der reformierten Kirchen in der Schweiz die Ehe für alle auf zivilrechtlicher Ebene befürwortet. Zudem soll die Kirche verheiratete Paare gleich behandeln, egal welche sexuelle Orientierung sie haben.
Viel Platz unter dem Kirchendach
Freilich dürfen Pfarrerinnen und Pfarrer oder Mitgliedkirchen des Kirchenbunds anderer Meinung sein und an ihrem Eheverständnis festhalten. Unter dem reformierten Dach haben viele Einstellungen und Lesarten der Bibel Platz. Aber fest steht nun, für welches Bibelverständnis und welche Haltung gegenüber Schwulen und Lesben, die sich das Jawort geben und Gottes Segen erbitten, die reformierte Kirche als Einheit steht.
Die Reformierten gehen damit nicht einfach mit dem Zeitgeist. Sie antworten im Geist des Evangeliums auf die Fragen der Zeit.
Zurück zum Zentrum
Homosexualität wird in der Bibel an einzelnen Stellen als Praxis verurteilt. Als Orientierung kommt sie nicht vor, geschweige denn als stabile Liebesbeziehung zweier mündiger Menschen. Wer in diesem Licht mögliche Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare zur Jahrhundertfrage mit Spaltungspotenzial hochstilisiert, muss sich fragen, was die reformierte Kirche zusammenhält.
Die Bibel jedenfalls setzt andere Prioritäten: Der Zuspruch Gottes, die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden, die Hinwendung Jesu zu den «Geplagten und Beladenen» (Mt 11,28) – das sind die Töne, die im Evangelium laut erklingen. Sie in der heutigen Zeit hörbar zu machen, ist die zentrale Aufgabe der Kirche Jesu Christi.
Jesus im Blick behalten
Die Ehedebatte verschiebt sich nun in die einzelnen Kantonalkirchen. Sie entscheiden, wie sie mit den Empfehlungen des Kirchenbunds umgehen. Die Differenzen bleiben. Die biblische Prioritätensetzung gilt es gerade deshalb nicht aus den Augen zu verlieren.