Die Diskussion um die «Ehe für alle» bewegte die Abgeordneten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). In der Versammlung am 17. und 18. Juni rangen sie um eine mögliche Position – den der Kirchenbund möchte sich in der laufenden Vernehmlassung zur parlamentarischen Initiative für die Ehe für alle einbringen. Ausserdem ging es um eine 2016 eingereichte Motion der St. Galler Kirche zu «Familie – Ehe – Partnerschaft – Sexualität» – hier gibt es den Bericht dazu.
Keine Position beim SEK
Vom Vorschlag einer Arbeitsgruppe für eine Position liessen die Abgeordneten schliesslich nur noch einen Satz stehen: «Wir sind von Gott gewollt, so wie wir geschaffen sind. Unsere sexuelle Orientierung können wir uns nicht aussuchen. Wir nehmen sie als Ausdruck geschöpflicher Fülle wahr.» Eine Position zur Initiative wurde nicht beschlossen. Die Debatte wird weitergeführt, spätestens bis in einem Jahr will der Rat des SEK einen neuen Bericht vorzulegen.
Klare Aussage von der SEA
Am Tag danach publizierte nun der andere grosse Verband von Reformierten seine Position. Und für die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) mit frei- und landeskirchlichen Mitgliedern ist es eindeutig: Sie weist beide Varianten der Initiative – mit oder ohne Zugang zur Fortpflanzungsmedizin – zurück.
Sie erachte die geforderte «absolute Gleichbehandlung und somit eine Neudefinition von Ehe als nicht angebracht», teilt die Allianz mit. «Denn der entscheidende Unterschied zwischen hetero- und homosexuellen Partnerschaften ist und bleibt, dass nur aus ersteren Nachkommen hervorgehen können.» Heterosexuelle Beziehungen seien damit auch mittelfristig für die finanzielle, soziale und medizinische Altersvorsorge der Generationen unerlässlich.
Sorge um die Kinder
Die SEA begründet ihre Ablehnung der Ehe für alle in erster Linie mit dem Kindeswohl. Denn mit der Vorlage verknüpft sind auch Fragen des Zugangs gleichgeschlechtlicher Paare zur gemeinschaftlichen Adoption und zu fortpflanzungsmedizinischen Verfahren, die ihnen bisher nicht offenstehen. Und sowohl die Adoption für homosexuelle Paare als auch die Samenspende für Frauenpaare würden bedeuten, dass Kinder entweder ohne Vater oder ohne Mutter aufwachsen.
Das findet die Allianz nicht gut: «Es gibt keinen Grund, vom entwicklungspsychologisch und pädagogisch begründeten Ideal eines weiblichen und eines männlichen Elternteils abzuweichen», teilt sie mit. Die SEA sieht die Gefahr, dass Kinder stigmatisiert würden und später die Forderung nach einer Leihmutterschaft für männliche Paare und damit in eine Instrumentalisierung des menschlichen Körpers kommen dürfte.
Hier finden Sie die Vernehmlassungsantwort der SEA zur parlamentarischen Initiative «Ehe für alle» als PDF.