Am 22. Februar hatte die katholische Glaubenskongregation einen kontroversen Entscheid gefällt: Sie beantwortete die Frage, ob gleichgeschlechtlichen Paaren der Segen erteilt werden dürfe, mit Nein.
Seitdem gehen die Wogen in der katholischen Kirche vor allem in Deutschland hoch: Von der Nordsee bis zum Bodensee werden Kirchen mit Regenbogenfahnen beflaggt, Priester und Seelsorgerinnen üben Kritik, organisieren ihren Widerstand, segnen aus Protest. Die On-line-Initiative Mutwilligsegnen.de zum Beispiel fragt: «Homosexuelle Paare können nicht gesegnet werden?» Ihre Antwort: «Klar geht das!»
Regenbogenflaggen an katholischen Kirchen in ganz Europa
Viele empfinden das Segnungsverbot für Homosexuelle aus Rom als Affront. Besonders in Deutschland regt sich katholischer Widerstand. Die ZurichPride fordert jetzt die Ehe für alle.
Widerspruch der Gelehrten
Ein Komitee engagierter Theologinnen und Theologen hat unter dem Hashtag #liebegewinnt rund um den 10. Mai in ganz Deutschland zu Segnungsaktionen im Zeichen des Regenbogens aufgerufen.
Der Tag steht im katholischen Kalender für Noah, den biblischen Stammvater aller Geschlechter. Nach der Sintflut habe ihm Gott den Regenbogen als Zeichen seiner Zuwendung zu allen Menschen geschickt, schreiben die Initianten. Das Echo blieb nicht aus: Die Website verzeichnet Segnungen an 110 Standorten in ganz Deutschland.
Segnungen trotz Verbot
In Zürich segnete der Seelsorger Meinrad Furrer queere Paare auf dem Platzspitz. Er wolle das Verbot nicht kommentarlos stehen lassen.
Unmittelbar nach dem Entscheid aus Rom hatten 233 Professorinnen und Professoren der katholischen Theologie aus dem deutschsprachigen Raum gegen die Diskriminierung protestiert: Das Leben und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare sei vor Gott nicht weniger wert. Und Ende April kündigten 2600 katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger in Bonn an, sich dem Segnungsverbot zu widersetzen.
Geschiedene sind betroffen
Einen so konzertierten Widerstand gegen eine Ansage aus Rom gab es lange nicht mehr. Das Segnungsverbot gilt weiterhin auch für katholische Geschiedene, die in einer neuen heterosexuellen Paarbeziehung sind. Davon dürften weit mehr Gläubige betroffen sein.
Konsterniert über das konservative Eheverständnis der Glaubenshüter im Vatikan bilanzierte der Bischof von Antwerpen, Johan Bonny: «Die Hälfte meiner Diözese lebt in Sünde.»
ZurichPride fordert: Ehe für alle jetzt!
Am 7. Juni starten die ZurichPride Weeks unter dem Motto «TRAU DICH! Ehe für alle jetzt!» Stadtpräsidentin Corine Mauch schreibt im Programmheft der ZurichPride: «Die Stadt Zürich unterstützt die Ehe für alle. Es ist höchste Zeit, dass diese kommt.» Zum Abschluss der ZurichPride Weeks findet am 20. Juni, 14 Uhr, in der Augustinerkirche ein ökumenischer Gottesdienst zum Thema «Gottes Segen erkämpfen» statt. Dazwischen kreisen verschiedene Veranstaltungen um das zentrale Anliegen der diesjährigen ZurichPride, u.a. ein «Universelles Gebet» für den Queer-Spirit in der Wasserkirche am 13. Juni, 19 Uhr, mit Vertretern verschiedenster Glaubensgemeinschaften. Die für den 19. Juni geplante Demonstration ist allerdings auf den 4. Spetember verschoben worden.