Einmal im Jahr haben wir im Dorf Flohmarkt. Bald ist es wieder so weit. Gestern kam Bigna zu mir und sagte: «Ich will am Markt einen Stand haben, du musst mir helfen.» «Was willst du denn verkaufen?», fragte ich. Sie sah mich irritiert an. «Das habe ich mir noch gar nicht überlegt.» «Du könntest Blumen pflücken», schlug ich vor. – «Nein, ich will Geld verdienen.» «Ja, ja, du pflü-ckst Blumen und verkaufst sie.» «Aber die Blumen gehören mir doch nicht.» «Sie gehören dem, der sie pflückt», sagte ich, «ausser du stiehlst sie in einem Garten.» «Aber die Wiese gehört auch jemandem», sagte Bigna beinahe vorwurfsvoll, «ausserdem nehme ich sie den Kühen weg. Dafür kann ich doch kein Geld nehmen.»
«Vielleicht geben sie ja die Leute, die sie kaufen, ihren Kühen zu fressen», sagte ich im Versuch, einen Scherz zu machen, aber Bigna stampfte mit dem Fuss auf, dann sagte sie: «Das mit den Blumen ist eine schlechte Idee, gib mir eine bessere.» «Male Bilder, Erwachsene kaufen gern Bilder.» «Ich habe nur Wasserfarben», antwortete Bigna, als erledige sich damit das Thema von selbst. – «Ja und?» – Sie sah mich an, als bereue sie inzwischen, mich um Hilfe gebeten zu haben. «Und wenn es regnet? Dann habe ich keine Bilder mehr und verdiene kein Geld.» Tatsächlich regnete es oft, wenn Flohmarkt war.
«Wozu brauchst du denn überhaupt Geld?», wollte ich wissen, doch Bigna überhörte meine Frage. «Ausser dein Stand hat ein Dach», sagte sie. «Welcher Stand?» «Du baust mir doch einen Stand.» «Ich habe keine Zeit, dir einen Stand zu bauen. Eine Kiste kann ich dir geben, meinetwegen male ich sie auch noch an. Und ein Stühlchen kann ich dir ebenfalls borgen.»
«Was kann ich denn auf einer Kiste verkaufen?», fragte sie. «Ausser Bildern und Blumen?» «Du könntest mit den Leuten reden», schlug ich vor. «Erwachsene zahlen oft Geld dafür, dass jemand mit ihnen redet.» «Worüber?» «Was sie gerade beschäftigt.» «Was beschäftigt denn Erwachsene?» «Zum Beispiel ein Kind, das sie löchert, wenn sie eigentlich arbeiten sollten.» «Dafür bezahlen sie?» «Wenn du ihnen sagst, was du denkst, ja. Die Erwachsenen sagen selten, was sie denken.» «Was ich dazu denke, dass ich mit dir rede, wenn du arbeiten willst?» «Zum Beispiel.» «Wenn ich du wäre, und du wärst ich, dann würde ich dich wegschicken.» «Dann geh jetzt und lass mich fertig schreiben.» «Wann bekomme ich meine Kiste?» «Morgen.» «Und mein Geld?» «Welches Geld?» «Ich habe ziemlich lange mit dir geredet.»