«Ich mache als Trampilotin am liebsten Frühdienst. Es gefällt mir, der Stadt beim Aufwachen zuzusehen und zu beobachten, wie sie sich verändert. Manche Passagiere sind schon munter, andere noch müde, gerne schenke ich ihnen einen mitfühlenden Blick und freue mich über ein Lächeln.
An einen Morgen erinnere ich mich immer wieder. Ich war mit dem 11er-Tram Richtung Rehalp unterwegs, da meldete die Leitstelle eine Streckenblockierung. Inmitten der Stosszeit, das Tram war proppenvoll. Ich musste die Fahrgäste bitten, auszusteigen.
Also nahm ich das Mikrofon und setzte an: ‹Liebe Fahrgeister ...›. Ich brach wegen meines Versprechers in Gelächter aus. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen, jedes Mal, wenn ich zur Durchsage ansetzte, ging es wieder los. Dabei steckte ich immer mehr Passagiere an, irgendwann lachte das ganze Tram mit! Beim Aussteigen schauten die Passagiere, wer im Führerstand sitzt, viele hoben den Daumen hoch. Aus meinem Missgeschick war ein schöner Moment für alle entstanden.»
Claudia Künzli, 53, ist seit über 25 Jahren Trampilotin in der Stadt Zürich.
