Ich wollte so gerne nach Salzburg! Aber unser damaliger Abt entschied, dass ich zwei Auslandsemester am Ende des Theologiestudiums in den USA absolvieren sollte. Das gefiel mir nicht. Absolut nichts zog mich in das Land. Nach einer Bedenkzeit beschloss ich trotzdem, die Herausforderung anzunehmen und mit offenem Herzen hinzufahren. Es wurde eines meiner besten Jahre. Die Benediktinermönche im Kloster in Indiana waren ganz anders als wir Schweizer Mönche. Die US-Kultur war sehr prägend – die Mönche verschoben sogar ein Chorgebet, um den Super Bowl zu schauen. Vor allem die Begegnungen mit den jungen Südamerikanern im Priesterseminar machten mir bewusst, wie ich selbst ticke: dass ich vieles im Voraus plane und selten spontan bin. So habe ich mich durch das Auslandjahr, das nicht meinen Wünschen entsprach, selbst besser kennengelernt. Das ermutigt mich bis heute, mich auch mal von aussen leiten und den Herrgott walten zu lassen. Eigene Pläne loszulassen, kann sehr bereichernd sein.
Pater Thomas Fässler ist Benediktinermönch. Der promovierte Historiker lebt als Drittjüngster im Kloster Einsiedeln.