Als ich erfuhr, wie wenig Geld die syrischen Flüchtlingsfrauen in meiner Stadt zur Verfügung haben, spürte ich: «Jetzt musst du handeln.» Ich fragte die Frauen, die ich schon länger kenne, was ihnen am meisten fehle. Die Antwort: «Kleider». Darauf schrieb ich vielen Schweizer Freundinnen und Bekannten, schilderte ihnen die Situation und rief sie auf, Kleider zu spenden. Manche nahmen das zum Anlass, ihre Schränke aus-zumisten, und brachten mir viele gut erhaltene Pullis, Blusen, Röcke und Hosen. Jemand hatte keine Kleider übrig, gab mir aber 100 Franken, damit sich zwei Flüchtlingsfrauen einen BH kaufen können – denn das ist für sie unerschwinglich. Die Welle der Solidarität hat mich bewegt und ermutigt: Wenn man sich zusammentut, kann man wirklich etwas bewirken und helfen! Der Tag, an dem die Syrerinnen zu mir kamen, um Kleider auszusuchen, war super. Sie haben sich riesig gefreut, und wir haben viel gelacht, als wir versuchten herauszufinden, welches Kleidungsstück zu wem passt.
Pia Hollenstein ist Vorstandsmitglied der Klimaseniorinnen und engagiert sich im Solinetz St. Gallen für eine menschliche Asylpolitik.