«Im Mai und Juni war ich in Rom, als Freiwilliger in der Kommunität Sant’Edigio. Diese kümmert sich um Menschen aus aller Welt, die in der Stadt gestrandet und verarmt sind. Zum Beispiel half ich beim Essenausteilen am Bahnhof. In der Kirche Santa Maria in Trastevere finden jeden Abend ein Gebet und Gesang statt. Ein Gottesdienst im Jahr ist ganz besonders, er trägt den Titel «Morire di speranza» («Aus Hoffnung sterben»). Dann wird aller Menschen gedacht, die während der Flucht im Mittelmeer verstorben sind. Von jedem werden der Name und das Herkunftsland genannt. Letztes Jahr waren es 3200.
Ich war in diesem Gottesdienst dabei und hatte Gänsehaut. Die Kirche war rappelvoll, darunter befanden sich viele Migranten. Es sang ein afrikanischer Chor und ein Solist auf Arabisch. Und es gab einen Einzug mit Menschen aus allen Kirchen Roms, darunter ein Kardinal. Zuvorderst trug jemand ein Foto eines kleinen Flüchtlingsmädchens, das gestorben war. Diese Ehrerweisung für Menschen trieb mir die Tränen in die Augen.» Heinz Schmid ist
Theaterregisseur, Musiker und Chorleiter. Er lebt in Aarau.