Für einen Podcast im Rahmen unseres Kulturprojekts «Hallo Tod» führte ich vor einigen Wochen ein Gespräch mit einer Zürcher Musikerin. Sie hatte ihren Mann sehr früh verloren und in unserem Gespräch ging es um ihren Verlust und wie sie zum Tod steht. Der Tod wird gesellschaftlich eher negiert, man hat ihm den Raum und die Rituale genommen und fokussiert stattdessen nur auf das Leben. Vermutlich liegt es auch daran, dass man als Fragender bei diesem Thema schnell Angst hat, in Fettnäpfchen zu treten, eine falsche Frage zu stellen oder unangebracht zu reagieren. Aber diese Frau hat unglaublich präzise und differenziert erzählt. Ich konnte mich öffnen und völlig angstfrei zu hören. Selten ist mir das Zuhören so gut gelungen, ich hatte das Gefühl, wir waren wie auf einer anderen Ebene. Das Gespräch dauerte zwei Stunden, und ich habe es mitgenommen, es ist wie ein Schatz für mich. Obwohl das Thema so ein schwieriges war, hat mich das Reden darüber entspannt, es war fast eine Art Wellness für die Seele.
Kulturmanager Patrick Bolle, 50, ist Mitinitiator des Projekts «Hallo, Tod!», das sich multimedial mit dem Tod befasst.