«Die Pandemie hat mich gerade zu Beginn sehr gestresst. Kochen ist meine Leidenschaft, schon als kleiner Junge stand ich mit meiner Mutter am Herd. Die Angst, wegen Covid-19 den Geschmackssinn zu verlieren, nicht mehr als Koch arbeiten zu können, war ständig da. Erst im Laufe der Monate wurde ich etwas gelassener.
Rückblickend hatte die schwierige Zeit auch schöne Überraschungen parat, vor allem diese: Mit meinem Vater hatte ich lange ein schwieriges Verhältnis. Er lebt im Ausland, und zu Beginn der Pandemie hatten wir eine heftige Auseinandersetzung. Ich war schwer enttäuscht, nahm mir vor, dieses Mal den Kontakt endgültig abzubrechen. Nach ein paar Monaten meldete sich meine Oma: Ich solle meinen Vater anrufen, er sei an Covid erkrankt. Weil sie darauf beharrte, tat ich es schliesslich. Es ging ihm wirklich sehr schlecht. Aber wir hatten unser erstes schönes Vater-Sohn-Gespräch überhaupt. Glücklicherweise hat er die Krankheit überlebt. Seitdem ist unsere Beziehung so gut wie nie zuvor.»
Lino Münger, 24, ist Koch des Buffets Kullt im Zürcher Kulturhaus Helferei.