Heute gibt es in Kinderbüchern viele selbstbewusste Mädchen. Sie können sich behaupten und sagen, was sie denken. Trotzdem bleibt Pippi Langstrumpf eine wichtige Referenz für starke Mädchenfiguren in der Kinderliteratur. Ihre Figur funktioniert auch heute noch, 75 Jahre nach Erscheinen des Buches von Astrid Lindgren. Pippi lebt völlig unabhängig von der Erwachsenenwelt in ihrer Villa Kunterbunt, zusammen mit ihrem Pferd und ihrem Affen. Sie tut, was immersie will, und begreift das als Freiheit. In dieser Durchschlagskraft gab es das nie zuvor in der Kinderliteratur. Pippi balanciert auf Dächern, stemmt Diebe hoch, kennt wilde Seeräubergeschichten und kauft armen Kinder tonnenweise Schleckzeug. Ihr Hinterfragen jeglicher Konventionen macht mir beim Lesen jeweils grosse Freude. Ausserdem hat Pippi Macht und Geld: Sie ist stark und besitzt eine ganze Kiste voller Goldstücke, nutzt diese aber ausschliesslich zum Guten. Das imponiert mir. Pippi ist für mich eine Mutmacherin.
Elisabeth Eggenberger ist Redaktorin der Zeitschrift «Buch+Maus» am Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM