-Vor einigen Wochen dachte ich mir, dass ich schon lange mit niemandem mehr geredet habe. Seit ich wegen der Pandemie nicht mehr im Chor singe, ist es ruhig geworden in meinem Einpersonenhaushalt. Vielleicht sollte ich mal wieder jemanden anrufen, dachte ich. Jetzt war es grade aber nicht günstig, kurz vor dem Z`nacht.
Ich ging in die Küche, überlegte, was ich essen will. Ich hatte Lust auf ein gekochtes Ei, Salat, Brot und danach einen Kaffee. Gerade schälte ich eine Rande, da läutete das Telefon. Das ist jetzt lieb, dachte ich. Es war eine gute Bekannte, sie fragte nach meinem Befinden. Es hat so gutgetan, mal wieder mit jemandem zu plaudern! Wir haben die Zeit vergessen.
Da gab es plötzlich einen dumpfen Knall, ich liess das Telefon fallen, rannte in die Küche. Schnell riss ich die heisse Pfanne vom Herd, Wasser hatte es schon lange nicht mehr drin. Ich musste so lachen: Der ganze Herd war voller herziger kleiner Eierschalen, eine lustige Dekoration. In der Pfanne lag das harte gelbe Ei, eine perfekte Kugel, daneben ein wenig angebranntes Eiweiss oder besser - Eischwarz. Mein 30-Minuten-Ei!
Die pensionierte Lehrerin Hanni Kaiser-Bächler, 90, erzählte dieses Erlebnis der Kirchgemeinde Männedorf.