Lieder sind für mich Mutmacher. Ich singe sie mantramässig, wenn ich unsicher bin oder Angst habe. Nachdem ich Ende 2017 als Pfarrer in Pfäffikon pensioniert wurde, wollte ich mich als Pfarrer, Kursleiter und Referent selbstständig machen. Ich war unentschlossen, ob ich es riskieren soll. Würde ich die Büromiete, die AHV und das Programmieren einer Website zahlen können? In dieser Zeit leitete ich einen Kurs in einem Kloster und besuchte die Andacht der Nonnen. Wir sangen das Lied «Vertraut den neuen Wegen». Die zweite Strophe berührte mich stark. Dort heisst es über Gott: «Der uns in frühen Zeiten den Atem eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.» Als ich das sang, spürte ich, dass Gott mich auch in der neuen Tätigkeit führen wird und dass die Menschen, die meine Hilfe brauchen, mich finden werden. Seither durfte ich viele Menschen unterstützen. Trotzdem muss ich das Vertrauen in die unsichtbare Welt immer wieder suchen. Dann singe ich das Lied oder sage es mir innerlich vor.
Peter Schulthess ist pensionierter, freischaffender Pfarrer, Notfallseelsorger und Buchautor («Wie Engel begleiten»).
