Die neu ge­wonnene Kreativität bewahren

Wie so vieles in der Corona-Krise ist der Gottesdienst eine etwas komplizierte Angelegenheit. Sicherheitsabstand und die Angst, sich anzustecken, passen schlecht zur feiernden Gemeinschaft. Und wie wichtig gemeinsam gesungene Kirchenlieder sind, ist erst richtig zu spüren, wenn sie fehlen.

Aber Blickkontakt, ein Lächeln, selbst wenn es sich unter der Gesichtsmaske nur erahnen lässt, ist ein Gruss, der zu Herzen gehen und Gemeinschaft stiften kann. Die Begegnung, die Einkehr im Kirchenraum, das Teilen von Zeit und Raum im Hören auf das Wort Gottes
ist für den Glauben vieler Menschen «systemrelevant».

Auf der vorsichtigen Seite

Warnende Stimmen kritisierten die frühzeitige Öffnung der Kirchen für Gottesdienste. Das ist verständlich, da viele Besucherinnen und Besucher zur sogenannten Risikogruppe gehören.

Doch mit dem von der Evangelischen Kirche Schweiz ausgearbeiteten Schutzkonzept sind die Reformierten auf der vorsichtigen Seite. Und Leute, die reformierte Gottesdienste besuchen, sind fähig, Schutzmassnahmen zu befolgen, und mündig genug, das Risiko, dem sie sich aussetzen, selbst einzuschätzen.

Nähe ist keine Frage der Distanz

Nähe ist keine Frage der physischen Distanz. Das ist eine elementare Erkenntnis des Glaubens. Sie zeigt sich auf digitalen Kanälen, wenn an Pfingsten 30 Pfarrerinnen und Pfarrer von Sumiswald bis London und von Genf bis ­Buochs gemeinsam Gottesdienst feiern.

Sie manifestiert sich aber auch, wenn Gläubige sich in der Kirche in Fürbitte und Unservater über alle Grenzen hinweg mit anderen Menschen verbunden wissen.

Mut und Gelassenheit

Liturgische Formen ausprobieren, Wort und Musik kreativ aufeinander beziehen, neue Wege der Verkündigung finden: Den Mut zum Experiment, die Sorgfalt, Traditionen zu bewahren, und die Gelassenheit, überholte Formen getrost loszulassen, braucht die Kirche auch ohne Pandemie.

Ganz egal, ob in der Kirche im Dorf oder im weltweiten Netz.