Recherche 09. März 2020, von Felix Reich

Zürcher Kirchenrat verbietet wegen Coronavirus das Abendmahl

Gesundheit

Der Zürcher Kirchenrat verbietet wegen der Corona-Krise kirchliche Anlässe, an denen gegessen und getrunken wird. Aus Angst vor Quarantäne­fällen sagt er alle Pfarrkapitel ab.

Nur noch Anlässe, die «terminlich und sachlich zwingend» sind: Das empfiehlt der Kirchenrat den Kirchgemeinden. Abgesagt oder verschoben hat er bereits Pfarrkapitel. Er will verhindern, dass bei ­einem Corona-Verdachtsfall alle Pfarrerinnen und Pfarrer eines Bezirks unter Quarantäne gestellt werden.

Beerdigungen nur im kleinen Kreis

Gottesdienste werden hingegen weiterhin gefeiert. Doch gelte es dabei «den Gesundheitsschutz der Teilnehmenden zu gewährleisten», hält der Kirchenrat in seinen am 4. März publizierten «Empfehlungen und Weisungen» fest. Das bedeutet: keine Begrüssungsrituale, die ganze Kirche nutzen und Distanz wahren sowie ein Liedblatt pro Person. Beerdigungen sollen «nur im kleinen Kreis stattfinden», empfiehlt der Kirchenrat. Später können Gedenkfeiern nachgeholt werden.

So weit wie die Berner Kirche, die mit der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz am gleichen Tag überarbeitete Richtlinien veröffentlichte, geht die Zürcher Landeskirche nicht. Sie richtet sich nach den Vorgaben des Kantons Zürich aus.

Berner Kirche geht weiter

Im Kanton Bern dürfen kirchliche Veranstaltungen nur durchgeführt werden, wenn klar ist, «dass keine Personen an der Veranstaltung anwesend sind, die in den vergangenen 14 Tagen aus vom Coronavirus betroffenen Regionen angereist sind».

Als Hilfestellung stellt die Berner Landeskirche Teilnehmerlisten zur Verfügung, auf denen Name und Telefonnummer notiert werden müssen. Zudem erklären die Gottesdienstbesucher per Eigendeklaration, dass sie sich in den letzten zwei Wochen nicht in einem Risikogebiet aufgehalten haben.

Karfreitag ausgenommen

Während der Zürcher Kirchenrat Gottesdienste ohne Zugangskontrolle erlaubt, untersagt er das Abendmahl. Für die Osterfeiertage kündigt er eine Lockerung des Verbots an. «Ein Karfreitagsgottesdienst ohne Abendmahl ist schwer vorstellbar», sagt der Kirchenratssprecher Nicolas Mori. Doch dürfen die Gläubigen nicht in den Kirchenbänken sitzen bleiben, sondern das «hygienisch geschnittene Brot» beim Taufstein einnehmen, der Traubensaft muss in Einzelkelchen ausgeschenkt werden, und zuletzt muss «ein Friedensgruss ohne physischen Kontakt» vereinbart werden.

Über die Durchführung von Veranstaltungen entscheiden am Ende die Kirchenpflegen in den Gemeinden. Kritisch geprüft werden müssten insbesondere Angebote für die speziell gefährdeten Seniorinnen und Senioren. Gestrichen werden Anlässe, bei denen es zu essen oder zu trinken gibt, wie Kirchen-Kaffee oder Mittagstische. Der kirchliche Unterricht für die Schülerinnen und Schüler findet weiterhin statt und orientiert sich an den Vorgaben der kantonalen Bildungsdirektion.

Gefragte Gefängnisseelsorge

Auf aufsuchende Seelsorge in Spitälern und Pflegezentren sollen die Pfarrerinnen und Pfarrer verzichten. Altersheime haben die Zahl der Besuche eingeschränkt. Seelsorge in den Institutionen selbst werde umso wichtiger, sagt Rita Famos, Leiterin der Abteilung Spezialseelsorge. «Gerade Pflegeheime haben aber Erfahrung mit solchen aussergewöhnlichen Situationen wie jetzt, weil sie sich wiederholt vor Viren schützen mussten.» Der Einsatz von Freiwilligen wird in Spitälern und Altersheimen ausgesetzt.

Besonders gefragt ist zurzeit die Gefängnisseelsorge. Aus Angst vor dem Coronavirus im Strafvollzug gilt ein Besuchsverbot. «Die Seelsorgerinnen und Seelsorger gehören zu den letzten Kontakten zur Aussenwelt, die den Gefangenen bleiben», sagt Famos.

Zum Tag der Kranken

Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) stellt ihre Empfehlungen zur Corona-Krise unter ein Wort des Apostels Paulus: «Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit» (2. Tim. 1,7). Die biblische Botschaft berechtige weder zur Verharmlosung noch zur Panik.

Der Zürcher Kirchenrat publizierte zum Tag der Kranken vom 1. März ein Gebet, das die Angst vor dem Virus aufnimmt. Es schliesst auch «Menschen in Flüchtlingslagern, Armut und Krieg» in die Fürbitte ein, deren «Elend zum Himmel schreit».

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