Recherche 01. Juni 2021, von Marius Schären

Endlich gibt's neue magische Momente

Kultur

Lange waren die Bühnen geschlossen. Wie der Kulturkeller-Chef Daniel Kölliker dabei mit Witz Leute ins Boot holte und sich jetzt freut auf die Live-Momente, die er so liebt.

«Falls Sie Kinder haben, wagen Sie mal etwas Gefährliches: Verstecken Sie die Spielkonsole für 24 Stunden! Das wird lustig!» Das ist kein Tipp aus einem Erziehungsratgeber, sondern aus dem Newsletter einer Berner Bühne, des Kulturkellers ONO. In den digitalen Kurzbriefen brachte der ONO-Chef Daniel Kölliker im­mer Persönliches ein, oft eine amüsante Anekdote oder einfach anschauliche Formulierungen.

Damit zauberte er auch während der Pandemie ein Lachen in die Gesichter am Computer. Das zeigten die Reaktionen, wie er selbst sagt: «Es war schön mit diesem Newsletter: Während der Corona-Zeit erhielt ich mehr Rückmeldungen als in den siebzehn Jahren zuvor.»

Dabei war und ist es eine lange Durststrecke für die Bühnenbetriebe: Am 16. März 2020 mussten sie schliessen. Erst seit dem 19.  April 2021 sind sie wieder beschränkt für Publikum offen – mit einem Drittel der Kapazität und weiteren Schutzmassnahmen. Trotzdem hat auch Daniel Kölliker darauf «planget» – obwohl er während der ganzen Zeit neben den Rückmeldungen noch an­deres Schönes erlebte.

Ängste waren bald weg

Dabei standen zu Beginn des Lockdowns selbst für den Optimisten Köl­liker – «Ich sehe das Glas immer halbvoll und nicht halbleer» – Irritationen und existenzielle Ängste im Vordergrund. «Aber das hat sich relativ schnell geklärt. Schon vor dem Sommer wurden Beiträge gesprochen, der Vermieter erliess uns die Hälfte des Zinses, das Fundraising lief an, und der Mitgliederzuwachs im Verein war grösser als jemals zuvor.» 

Während der Corona-Zeit bekam ich mehr Rück­meldungen als in den siebzehn Jahren zuvor.
Daniel Kölliker, Leiter des Berner Kulturkellers ONO

Zu arbeiten hatte Kölliker trotz geschlossener Bühne paradoxerweise mehr: «Auf allen Ebenen mussten wir schnell reagieren, organisieren, umbuchen, Fundraising machen und so weiter.» Hinzu kam, dass er zu hundert Prozent für seine Kinder im Homeschooling zur Verfü­­gung stand. Zeitweise sei er um 4 Uhr aufgestanden. Aber: «Rein von der Arbeit her fand ich das sehr spannend. Ich organisiere sehr gern.» Ausser­dem habe er die Behörden als hilfreich erlebt.

Arbeiten wie zuvor im Film

Durch die Pandemie konnte der 58-jährige Daniel Kölliker gar intensiver ausleben, was er schon in der Zeit beim Film geliebt hatte: die Vielseitigkeit, das Organisieren, das Konzeptionelle, den Kontakt mit den Menschen, die Arbeit in der Kultur, Handwerksarbeiten im Keller. Denn bevor er 2004 das frühere Kleintheater Kramgasse 6 übernahm, hatte der Kommunikationswissenschaftler als Filmemacher ge­ar­beitet. Zum ONO sei er gekommen, wie es ihm im Leben immer gehe, sagt er nonchalant: «Ich gerate an Sachen, bin begeistert davon, und dann lerne ich.»

Glücklich mache ihn auch schlicht das Zusammenschmelzen von Leben und Arbeiten. Und zudem eine aktuelle Erkenntnis aus der Zeit der Schliessung. Er habe sich in den letzten Wochen ernsthaft gefragt: «Was, wenn wegen der Digitalisierung Live-Angebote immer weniger gefragt sind?» Unterdessen konnte er aber aufatmen. «Es zeigte sich, dass es schon etwas ganz anderes ist, bei einem Anlass dabei zu sein, als einfach ein Video zu schauen.» 

Denn nur so sind die magischen Momente möglich, die Daniel Kölliker so liebt. Etwa wenn das Publikum spontan selbst für den gerührten letzten Genesis-Sänger etwas singt. Oder einfach das Zusammensitzen im Team am Schluss eines Abends. Das sei es schliesslich, was ihn antreibe: «Mit Menschen in Beziehung zu treten, ist spannend und wunderschön.»

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