Wie hat sich die Seelsorge auf der Intensivpflege mit der Corona-Pandemie verändert?
Susanna Meyer Kunz: Entspannung und Anspannung kommen und gehen mit den Wellen, aber grundsätzlich wurde es intensiver mit dem Beginn der Pandemie. Vor allem mit der vierten Welle nach den Sommerferien hat sich bei uns die Situation verändert. Bei den Pflegenden wurde es sehr spürbar, sie sind müde und erschöpft.
Was ist dann wichtig?
Sobald der Druck steigt, stehen zuerst mal niederschwellige Angebote im Vordergrund. Deshalb sind wir oft einfach da und hören zu. Das gab es vorher nicht in dem Ausmass. Auch nach Rapporten der Pflegenden sind wir einfach vor Ort. Dann erzählen die Pflegenden oft einfach, was sie gerade belastet. Diese Tür- und Angelgespräche können sehr intensiv sein.
Was belastet die Pflegenden am unmittelbarsten?
Das sind vorab oft sehr basale Dinge, fehlende Möglichkeiten, zwischendurch zu essen oder rasch aufs WC zu gehen wegen der aufwändigen Dekontaminierung auf der Covid-Station, beispielsweise.
Wir beobachten auch eine Belastung durch die immer gleiche Arbeit. Auf der normalen Intensivstation gibt es eine relativ grosse Diversität bei den Fällen. Aber auf der Covidstation läuft es fast wie in einer Fabrik ab. Es sind immer die mit grossem Aufwand verbundenen gleichen langwierigen Handlungen.