Eigentlich geht das nicht. Einfach so einen Baum auf den Münsterhof in Zürich stellen. Es gibt Bewilligungsverfahren und für die Gestaltung des besonders schützenswerten Platzes eine Arbeitsgruppe.
Und plötzlich stand da ein Baum
14 Botschaften, die Mut machen in der Krise: Kantonsrat Lorenz Schmid pflanzt mit Pfarrer Niklaus Peter den «Baum der Hoffnung».
Die Polizei war auch schon da
Lorenz Schmid tat es doch. Der Apotheker präsidiert den Förderverein Kulturplatz Münsterhof und wollte in der Krise einen Baum der Hoffnung pflanzen. Deshalb steht seit dem 1. Mai ein fünf Meter hoher Eisenholzbaum vor dem Fraumünster. Der Polizeirapport ist bereits geschrieben. Doch Schmid ist zuversichtlich, dass die Sache ohne Busse endet. «Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist konstruktiv.»
Den Baum gespendet hat die Firma Enea mit Sitz in Rapperswil, in ihr Baummuseum kehrt er wieder zurück. Der Landschaftsarchitekt Enzo Enea ist der letzte Redner in der Reihe «Baum der Hoffnung». Vorher sagen Persönlichkeiten wie Abt Urban Federer und alt Bundesrat Moritz Leuenberger oder Tonhalle-Intendantin Ilona Schmiel, was ihnen in der Corona-Krise hilft.
Das Gute behalten
Die kurzen Reden werden live im Netz übertragen und dann gesammelt. So wächst der Wort-Baum, bis er am 31. Mai 14 Äste haben wird. Um keine Versammlung zu provozieren, verabschiedete sich Schmid von seiner Idee, dass sich die Rednerinnen und Redner unter den Baum stellen. Sie bleiben jetzt zu Hause.
Den Anfang machte Niklaus Peter, der gemeinsam mit Schmid das Projekt lancierte. Der Fraumünster-Pfarrer stellte seinen Beitrag unter das Paulus-Wort: «Prüft aber alles, das Gute behaltet!» (1. Thess, 22).
Wundervolle Blüten
Lorenz Schmid war im März am Coronavirus erkrankt. Angst habe er nie gehabt, weil er das Schlimmste bereits überstanden hatte, als das Testergebnis vorlag. Und so überwiegt für ihn im Rückblick «der Aspekt der Dankbarkeit». Zum Guten, das er aus der Quarantäne mitnehmen möchte, zählt er das Hinhören: «Ich habe wohl noch nie so aufmerksam den Vögeln zugehört.»
Zudem hat Schmid seine unmittelbare Umgebung neu schätzen gelernt. Die Rituale in der Familie, das Lokale: «Wir mussten unsere Mobilität radikal einschränken und haben dadurch vieles neu entdeckt.»
Von den bisher aufgezeichneten Botschaften ist Schmid begeistert. «Der Baum der Hoffnung treibt wundervolle Blüten.»