In der Schweiz wurden bis am 28. Februar die Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus in 15 Fällen bestätigt. Mehr als 500 Personen wurden bisher mit Verdacht auf das neue Virus abgeklärt. Weltweit sind mehr als 83 000 Ansteckungen gemeldet.
Die Kirchen in der Schweiz orientieren sich am Bundesamt für Gesundheit und deren Direktiven. Wie die Vorgaben umgesetzt werden, liegt in der Verantwortung der einzelnen Kirchgemeinden.
Auf ältere Szenarien zurückgreifen
In der reformierten Kirchgemeinde Biel wurden bisher keine speziellen Vorkehrungen getroffen. So die Antwort des Präsidenten des Kirchgemeinderates der deutschsprachigen evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Biel Christoph Grupp auf Anfrage der Zeitung «reformiert.» «Falls sich die Situation verschlimmern würde, würden wir auf die Szenarien zurückgreifen, die wir anlässlich der SARS-Krise vorbereitet hatten», schreibt Grupp. «Dies aber nur in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden.»
Damit sei auch klar, dass Veranstaltungen und Gottesdienste erst auf offizielle Weisung hin reduziert oder eingestellt würden. Der Präsident des Kirchgemeinderates steht mit den Programmverantwortlichen der Kirchgemeinde täglich im Austausch bezüglich der möglichen Corona-Szenarien.
Einwegbecher eingekauft
Der Bundesrat informierte am 28. Februar, Grossveranstaltungen wie etwa die Basler Fasnacht oder der Engadiner Skimarathon abzusagen. Dies bezieht sich auf Veranstaltungen, die mehr als 1000 Besucher haben. Ob Gottesdienste und Veranstaltungen in der Berner Nydeggkirche ausfallen, sei noch nicht entschieden, schreibt Pfarrer Markus Niederhäuser. «Wir halten uns auf dem Laufenden und werden die aktuellen kantonalen Anweisungen befolgen. An Alternativen denken wir (noch) nicht.»
Die Kirchgemeinde Nydegg hat präventiv Becher als Einmalgebrauchsmaterial für das Abendmahl angeschafft. Diese könnten zur Anwendung kommen, falls beispielsweise Erkrankungsfälle im Kanton Bern nachgewiesen würden.
Nicht der Hysterie verfallen
In der Kirche Langnau könnten als Sofortmassnahme in den Toiletten Handdesinfektionsflaschen bereitgestellt werden mit dem Hinweis, diese nach dem Händewachsen zu gebrauchen, schreibt der Langnauer Kirchgemeindepräsident Stefan Bongiovanni. Bei Veranstaltungen im Kirchgemeindehaus seien vor allem Veranstaltungen mit älteren Menschen und Kindern zu berücksichtigten, so Bongiovanni. «Ich finde aber man sollte hier nicht in Hysterie verfallen. Man kann auf unnötigen Körperkontakt verzichten und eben die Handhygiene ansprechen», schreibt Bongiovanni auf Anfrage.
Auf die Frage, ob beim Ausfall von kirchlichen Veranstaltungen Alternativen im Internet angedacht sind, antwortet Pfarrerin Manuela Grossmann aus Langnau: «Die ausgefallene Sonntagspredigt oder Themenveranstaltungen in einem zweiminütigen Video zusammengefasst auf Instagram und Facebook posten, finden wir eine nette Idee – dies könnten wir als Kirchgemeinde eigentlich auch ohne den Virus tun.»
Bestattungswesen im Krisenfall unklar
Dank Mobiltelefon und Whatsapp könnte die Seelsorge in einem Krisenfall sicher aufrechterhalten werden, schreibt Grossmann. Schliesslich finde schon heute viel Seelsorge digital statt. Um den kirchlichen Unterricht weiterzuführen, könnten Aufträge via Whatsapp erteilt werden, die die Schülerinnen und Schüler zu Hause lösen. Wie das Bestattungswesen in einem Krisenfall funktionieren würde, schreibt Grossmann, könne mangels Erfahrung nicht beurteilt werden.
Die Diözesen Basel und St. Gallen empfehlen ihren Pfarreien, die Eucharistiefeier die Kommunion auf die Hand zu erhalten. Von einer Mundkommunion sei abzusehen. Wer die Kommunion austeilt, habe vorher die Hände zu desinfizieren. Zudem entfalle die Weitergabe des Friedensgrusses. An manchen Orten sei es angebracht, die Weihwasserbecken zu leeren, schreibt der Kommunikationsverantwortliche des Bistum Basels.