Geschlossene Kirchen, beschränkte Besucherzahl im Gottesdienst, Einreiseverbot für Gäste aus Übersee und Sammelkampagnen, die nur digital stattfanden. 2020 war für viele Fundraiser ein Albtraum, denn das Corona-Virus erschwerte den Weg zu den Spenderinnen und Spendern und zu den Kollekten der Kirchgemeinden. Doch im Moment können die Hilfswerke fürs Erste aufatmen. Die Rechnung 2020 sieht nicht so schlecht aus, wie befürchtet.
Solidarität trotzt der Pandemie
Auch in der Corona-Pandemie konnten die Hilfswerke das letzte Jahr positiv abschliessen. Wegen der Solidarität und den Spenden aus der Bevölkerung.
Kreative Kirchgemeinden
Eine von der Stiftung Zewo durchgeführte Umfrage zeigt, die Hilfswerke konnten im letzten Jahr auf die Solidarität der Bevölkerung zählen. Bei den meisten Hilfswerken blieb das Spendenresultat stabil, trotz Corona-Pandemie. 2019 verzeichneten die Schweizer Hilfswerke mit 1,91 Milliarden Franken ein Rekordjahr.
Auch die Werke der reformierten Kirche bestätigen dies. «Grundsätzlich konnten wir die Einnahmen halten», erklärt Christoph Rácz, Medienbeauftragter von Mission 21. Zum einen haben Stiftungen die Projektfinanzierungen gutgeheissen, zum anderen seien die Beiträge aus den Kantonalkirchen und Kirchgemeinden nicht eingebrochen. Erfreulich seien die vielen privaten Spender und Spenderinnen, die tiefer in die Tasche gegriffen haben. Rácz fiel auf, wie einfallsreich die Kirchgemeinden reagierten. Statt den traditionellen Suppentag boten einzelne eine «Soup to go» an oder verkauften Zopf oder Adventskränze.
Rosen verschenkt statt verkauft
Ähnlich tönt es bei «Brot für alle» und dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Heks. 2020 hätten die privaten Spenden zugenommen, während jene aus kirchlichen Quellen geringer ausfielen, sagt Lorenz Kummer, Mediensprecher von «Brot für alle». Die Einnahmen aus der Ökumenischen Kampagne gingen um 22 Prozent zurück. «Das lag klar am Lockdown und der Corona-Pandemie», so Kummer.
Die jährliche Rosenaktion wurde kurzfristig abgesagt. Statt zu verkaufen, verschenkte man 50‘000 Rosen kurzerhand an Pflegeheime und das Pflegepersonal. «Als Zeichen des Dankes für den Einsatz», sagt Kummer. Allein aus der Rosen- und Brotaktion gingen 233‘000 Franken weniger ein als im Jahr zuvor.
Fehlende Kollekten kompensiert
Auch Heks spürte, dass die Kollekten wegen der eingeschränkten Gottesdienste zurückgingen. «Zum Glück sprangen private Spender grosszügig ein», berichtet Dieter Wüthrich. Der Heks-Informationsbeauftragte ist beeindruckt, wie viele in der Schweiz trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation solidarisch sind und an die Menschen in den Entwicklungsländern denken.
Auch dort zeigt die Corona-Pandemie verheerende Auswirkungen. Der Lockdown treibe die Menschen in Peru in die Armut, sagt Christoph Rácz. «In vielen Ländern des Südens fehlt jegliche staatliche Unterstützung.»
Fastenkampagne in der Pandemie
Auf Covid-19 haben die Hilfswerke mit Projekten reagiert: Heks richtete in der Schweiz ein Hilfetelefon für Migranten ein. In Haiti hat Heks Nähwerkstätten mit der Herstellung von Schutzmasken beauftragt, die unter anderem an Spitäler geliefert wurden. Und um die Ausbreitung des Virus in Venezuela einzudämmen, sorgt das Heks zusammen mit einer lokalen Gesundheitsorganisation für die Desinfektion von Lateinamerikas grösstem Universitätsspital in Caracas.
Für 2021 wagen die Mediensprecher keine Prognose. Sie befürchten, dass die heiklen Zeiten anbrechen, wenn die Steuereinkommen zurückgehen und damit die Einnahmen der Kirchgemeinden. Am 17. Februar startet die Ökumenische Sammelkampagne von «Brot für alle», auch in diesem Jahr wird wegen Corona alles anders.